Sollten auch Gesunde heilfasten?
Durchaus. Ein-, zweimal im Jahr fünf bis sieben Tage lang zu fasten ist eine gesunde Maßnahme – das macht auch etwas im Kopf: In unserer Klinik nutzen wir das Fasten vor allem, um die Leute langfristig zu einer gesünderen Ernährung zu bewegen. Denn nach dem Fasten schmeckt das Essen wieder anders, man ist ein bisschen sensibler gegenüber Junkfood, Zucker und Fleisch.
Halten Sie das Heilfasten auch für ein gutes Mittel, um abzunehmen?
Nein. Das Abnehmen ist allenfalls eine positive Nebenwirkung des Fastens. Aber darum geht es beim Fasten nicht: Es ist eine Therapie oder eine Krankheitsvorbeugung. Menschen, die sich mit dem Abnehmen schwertun, empfehle ich eher eine vegetarische Ernährung. Wer eine Woche lang fastet und sich danach wieder den Schweinebraten mit Knödeln gönnt, wird nicht abnehmen.
Gibt es Menschen, die nicht fasten sollten?
Leute, die Untergewicht oder eine psychisch bedingte Essstörung wie Magersucht haben, würden wir eher dazu ermutigen, regelmäßig etwas Gutes zu essen, als zu fasten. Darüber hinaus gibt es ein paar Erkrankungen, bei denen man aufpassen sollte. Bei Gicht zum Beispiel: Mit dem Fasten könnte man möglicherweise einen Gichtanfall auslösen. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion sollte man ebenfalls aufpassen – mit dieser Erkrankung sollte man lieber nicht fasten.
Gibt es beim Fasten eine Altersgrenze?
Eine Altersgrenze sehe ich nicht. Der älteste mir bekannte Fastende war 99 Jahre alt. Kinder sollten natürlich nicht fasten.
Kann es zu Nebenwirkungen kommen?
Menschen, die regelmäßig und viel Kaffee trinken, bekommen in den ersten Tagen oft ordentliche Kopfschmerzen – den Kaffeeentzugsschmerz. Außerdem kommt es oft zu einem Fasten-Krisentag. Am zweiten, dritten Tag fühlt man sich meist nicht so gut. Das typische Hochgefühl stellt sich in der Regel erst am vierten, fünften Tag ein. So lange braucht der Körper, um sich auf den veränderten Stoffwechsel einzustellen. Aber: Je öfter man fastet, desto schneller geht das.
Kann Fasten gefährlich sein?
Sagen wir es so: Menschen, die Medikamente einnehmen oder krank sind, sollten nicht ohne Anleitung fasten. Sie gehören in eine Klinik oder in die Hände eines erfahrenen Arztes, der sie täglich begleitet. Denn die Wirkung von Medikamenten kann sich durch das Fasten verändern. Ansonsten ist es wenig aufregend: Fasten kennt unser Körper seit der Steinzeit. Dass man dauernd und regelmäßig etwas isst, war noch bis vor ein paar Hundert Jahren eher ungewöhnlich.