Viel zu feiern 2023 wird Jubiläumsjahr am Waldstein

red
Ein Feuerspucker heizt dem Ensemble der Waldstein-Festspiele ein. Foto: /Florian Schramm

Es jährt sich dann nicht nur die Sprengung der Burgen der Sparnecker, sondern auch die Waldstein-Festspiele feiern Geburtstag – unter anderem. Die Felsenbühne plant bereits Großes.

 
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Zell - Der Juli des Jahres 1523 markiert eine epochale Umwälzung in der Waldstein-Region: Ein gewaltiges Heer sprengte fünf Burgen der Ritter von Sparneck. Damit endete das Mittelalter in unserer Gegend.

Das Ende des Mittelalters wird in Deutschland gewöhnlich auf die Reformationszeit um 1517 datiert. Das betraf jedoch nur die geistig-religiöse Wende. Die weltlichen Machtstrukturen kamen ebenso unter Druck. Speziell in der Waldstein-Region entluden sich die wachsenden Spannungen zwischen Rittern und Städten in einem spektakulären Finale, das uns erschaudern lässt.

Die Vorgeschichte sei kurz erzählt: Die Ritter in ihren Harnischen und Burgen waren für die aufkommende Neuzeit schlecht gerüstet. Die Kriegführung erfolgte zunehmend mit Söldnerheeren, die billig waren und mit den modernen Feuerwaffen ausgezeichnet umgehen konnten. Die Ritter wurden ein Auslaufmodell. Sie hatten auch keine nennenswerten Einnahmen, da ihre Versorgung auf der Naturalwirtschaft beruhte, die durch die Geldwirtschaft abgelöst wurde. Letztere machte die Städte durch Handel reich und die landsässigen Ritter arm. Zu allem Überfluss nahm man ihnen auch ihre alten Privilegien wie beispielsweise das Geleitrecht oder das Fehderecht.

In dieser zunehmend ausweglosen Situation griffen nicht wenige Adelige zu Maßnahmen, die man heute als Raubrittertum bezeichnet, die jedoch in ihren Augen legitime Mittel der Selbsthilfe waren. Sie überfielen Kaufmannszüge, die beispielsweise auf der Geleitstraße von Nürnberg nach Leipzig unterwegs waren, beraubten sie und nahmen die Händler gefangen. Von den Städten verlangten sie Lösegeld für deren Freilassung.

Unter den Raubrittern gab es gefeierte Stars wie Götz von Berlichingen oder Franz von Sickingen. Von anderem Schlage war dagegen Hans Thomas von Absberg, der seinen Geiseln eine Hand abschlug. Mit diesem „Schrecken Frankens“ ließen sich die Ritter von Sparneck ein und versteckten seine Gefangenen in ihren Burgen – natürlich gegen Bezahlung. Der Waldstein galt als das sicherste Versteck im ganzen Gebirge.

Im Jahr 1522 lagen drei hochgestellte Geiseln im Verlies der Waldsteinburg: Die kaiserlichen Räte Hans Lamparter von Greiffenstein und Johann Lucas sowie der Nürnberger Ratsherr Bernhard Baumgartner. Dumm nur, dass sie fliehen konnten und damit ihr Versteck enttarnten. Die Sparnecker galten fortan als Unterstützer des Absbergers.

Die Reichsstadt Nürnberg organisierte daraufhin einen beispiellosen Strafzug gegen die Raubritter und ihre Helfer, der dem Treiben ein für alle Mal ein Ende bereiten sollte. Der „Schwäbische Bund“ stellte ein Heer mit 10 000 Mann Fußvolk, 1500 Reitern, 36 Kanonen und 900 Zentnern Schießpulver auf, das von Dinkelsbühl aus in den Odenwald und dann ins Fichtelgebirge zog. 23 Schlösser wurden in diesem „Fränkischen Krieg“ zerstört, deren Besitzer mit den Raubrittern im Bunde waren.

Es war eine gewaltige Machtdemonstration der Städte, die ein nachhaltiges Exempel statuieren wollten. Die Übermacht war derart groß, dass die Ritter keinerlei Widerstand leisteten und entsetzt aus ihren Burgen flohen. Diese wurden dann mit Pulver gespickt, gesprengt und angezündet. Einen Schwerpunkt bildeten fünf Schlösser der einst mächtigen Sparnecker. Dieses Ziel rechtfertigte offenbar den weiten Weg ins Fichtelgebirge.

Am 8. Juli 1523 bezog das Heer Lager vor Sparneck. Zwei Tage später zerstörte es das Stammschloss der Sparnecker Familie, am nächsten Tag kam der Waldstein an die Reihe. Es folgten die Burgen Gattendorf, Uprode und Weißdorf, wo ebenfalls Sparnecker saßen, die der Mittäterschaft verdächtigt wurden. Innerhalb von drei Tagen hatte der Bund die Machtbasis der Sparnecker Herren in Schutt und Asche gelegt. Sie erholten sich von diesem Schlag nie mehr.

Ein Kriegsberichterstatter hielt das Zerstörungswerk in 23 naturgetreuen Holzschnitten fest, die der Nürnberger Kriegsstube als Propagandamaterial dienten. Sie sind heute die wertvollsten Zeugnisse der damaligen Verhältnisse und geben ein zuverlässiges Bild der Burgen wieder.

400 Jahre später gedachte der Fichtelgebirgsverein auf dem Waldstein der dramatischen Ereignisse des Jahres 1523. Ein kleines Theaterspiel wurde aufgeführt, das daran erinnerte. Die Zuschauer waren von der romantischen Atmosphäre am Fuße der mächtigen Felsentürme derart angetan, dass man beschloss, im Folgejahr eigenständige „Waldsteinfestspiele“ durchzuführen. Der Münchberger Heimatdichter Christian Sümmerer lieferte dazu das Schauspiel „Des Waldsteins Wunderblume“, das vor allem die reiche Sagenwelt des Waldsteins verarbeitete.

20 000 Menschen pilgerten im Sommer 1924 auf den Waldstein, das Festspiel war ein überwältigender Erfolg. Es wurde im folgenden Jahr wiederholt und dann wegen Sümmerers Wegzug eingestellt. Der Münchberger Lehrer Oskar Froschauer schrieb noch das Stück „Des Roten Schlosses Untergang“, in dem die tragische Geschichte der Waldsteinburg erzählt wurde. Nachdem es 1929 am Waldstein aufgeführt wurde, schliefen die Festspiele ein.

1995 gründete sich der Verein „Felsenbühne Waldstein“ unter Leitung von Reinhardt Schmalz. Ziel war es, die Waldsteinfestspiele wieder zu beleben. 1998 ging es los. Nahezu 100 Amateurschauspieler standen auf der Bühne vor dem Waldsteinhaus, als die Wunderblume erneut erblühte. Der Erfolg war grandios. Es folgte der Untergang des Roten Schlosses und drei weitere Stücke, die selbst verfasst wurden und von der Geschichte und Sagenwelt des Waldsteins handeln.

Die Pandemie bremste auch die Waldsteinfestspiele aus. Die Aufführungen der Jahre 2020 und 2021 fielen aus und auch in diesem Jahr werden sie nicht fortgesetzt. Der Festspielverein beschloss stattdessen, sich voll auf das Jahr 2023 zu konzentrieren, in dem es reichlich zu feiern gibt: Das 25. Jubiläum der Wiederaufnahme der Waldstein-Festspiele und das 100-jährige der ersten Serie; das Gedenken an die Zerstörung der Burgen Sparneck, Waldstein, Weißdorf, Uprode und Gattendorf vor 500 Jahren; die urkundliche Ersterwähnung von Zell vor 700 Jahren und schließlich das 800-jährige Bestehen von Sparneck.

Der Plan für 2023 sieht vor, das Schauspiel „Des Roten Schlosses Untergang“ zu überarbeiten und am Waldstein neu zu inszenieren. Regie führen wird Claudia Wagner aus Hof. Premiere ist am 23. Juli. Unter dem Titel „Der Waldstein leuchtet“ soll unter anderem eine Illumination der Felsenkulisse stattfinden.

Auch die Gemeinden Sparneck und Zell bereiten sich schon auf das große Jubiläumsjahr vor. Beispielsweise soll am 17. Juni 2023 in Sparneck ein zentraler Festakt stattfinden, den die Felsenbühne mit Szenen aus der Sparnecker Geschichte bereichert. Viele Veranstaltungen wie die Festzüge zu den Wiesenfesten sollen einen historischen Anstrich erhalten, die Vereine eingebunden werden.

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