Virtueller Schüleraustausch Eine Woche Irland in Münchberg

Aufregung in der Aula: Die Münchberger Schüler lernen per Video-Konferenz ihre Partner in Irland kennen. Lehrerin Ulrike Fränkel (am Pult) ermutigt die Zehnt- und Elftklässler, sich auf Englisch vorzustellen. Foto: /cs

Ausgerechnet zum 30. Jubiläum verhindert die Pandemie eine Reise der Gymnasiasten auf die grüne Insel. Doch der Austausch gelingt trotzdem, eben anders.

 
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Münchberg - Gleichzeitig an zwei Orten sein? Was in Harry Potters Zauberwelt funktioniert, geht diese Woche auch im Gymnasium Münchberg. Corona zwingt dazu, Neuland zu betreten: Im Jubiläumsjahr findet der Schüleraustausch mit Irland virtuell statt. Die Aula zieren Luftballons in den Farben der irischen Flagge, 18 Schüler der zehnten und elften Klassen blicken gebannt auf die großformatige Leinwand, und Lehrerin Roswitha Böhne wirkt nervös: „Hoffentlich klappt es.“

Englisch verbessern

Dann der erlösende Satz aus der Partnerschule in Lucan bei Dublin: „Hello everybody!“ Die irischen Schüler, bekleidet mit Hüten und Schals in Schwarz-Rot-Gold, winken heftig in die Kamera. Die Verbindung steht – das Experiment beginnt. Eine Woche lang nehmen die Münchberger Schüler nicht nur an ihrem gewohnten Unterricht teil, sondern erleben zusätzlich ein paar Schulstunden in Lucan live mit. „Natürlich wären wir lieber hingefahren“, sagt Elftklässlerin Sina Zuber. Trotzdem hält sie diesen Weg für eine gute Alternative. Sie verspricht sich davon, Kontakte zu knüpfen und ihr Englisch zu verbessern.

Gleich bei der Auftaktveranstaltung in der Aula müssen die Schüler Sprachhemmungen überwinden. Die Iren bitten sie, sich kurz vorzustellen – natürlich auf Englisch, vor der Kamera. Das kostet Überwindung, doch die Lehrerinnen Roswitha Böhne und Ulrike Fränkel feuern an: „Traut euch einfach!“

Jeder Schüler hat zuvor seinen Steckbrief mit Hobbys erstellt und nach Irland geschickt, so konnten die Lehrer dort den Münchbergern passende Partner zuteilen. „Das haben sie echt gut gemacht“, findet Luisa Böhmer, die mit ihrer Austauschschülerin sehr zufrieden ist.

Getrennt zusammen

Die Schüler kommunizieren übers Handy und erfüllen die Woche über gemeinsam Aufgaben. Zum Beispiel müssen sie irische Scones backen – jeder für sich, aber über Online-Plattformen trotzdem zusammen. So wollen die deutschen und irischen Lehrer Nähe schaffen und aufbauen, was den Austausch lebendig hält: Freundschaften. Ein Film, den die Iren vorbereitet haben, zeigt die enge Verbindung zu Münchberg. Ehemalige Austauschschüler erzählen, wie sehr sie das Erlebnis geprägt hat.

Die irische Schulleiterin Diane Birnie beschreibt, wie stark die Stadt im Lucan Community College präsent ist: Etliche Bilder von Münchberg und dem Waldstein hängen dort. „So wie wir durch euch Geschichte erlebt haben, hätte sie kein Schulbuch vermitteln können“, sagt sie und erzählt von Besuchen in Berlin. Wie wichtig den Iren der Austausch ist, belegt auch das Grußwort von Präsident Michael D. Higgins, das eine Lehrerin vorliest.

Botschafts-Besuche

Der Münchberger Schulleiter Gerd Koppitz spricht von gewachsenen Strukturen, die den Austausch immer wieder ermöglichen. Es sei schon etwas Besonderes, wenn man als einzige Schule in die irische Botschaft nach Berlin eingeladen werde. Der damalige Botschafter Michael Collins war auch Gast in Münchberg zum 25. Jubiläum des Austauschs. Und nun, zum 30., klappt die Verbindung virtuell. Schulleiterin Diane Birnie ruft in die Kamera: „Nichts kann uns stoppen!“ Sie appelliert an die Schüler, Kontakte aufzubauen.

Als unsere Zeitung ein paar Tage später bei Schülerin Sina Zuber nachfragt, fällt ihr Fazit positiv aus: „Wir bekommen viele Einblicke in den Schulalltag dort. Die Lehrer und Schüler in Irland geben sich viel Mühe, den Austausch so aufregend und lehrreich wie möglich zu gestalten, was ihnen wirklich gut gelingt.“

Im Februar findet stets der Gegenbesuch statt. Auf Wunsch der Iren, wie Roswitha Böhne sagt: „Sie bevorzugen diese Jahreszeit, weil sie auf Schnee hoffen.“ Doch auch der Gegenbesuch wird wohl virtuell stattfinden. Trotzdem hoffen die irischen und deutschen Lehrer darauf, dass sich diese Schüler einmal in Echt treffen können. An einem Ort.

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