Der tagelange Regen hat vielerorts Folgen: Talsperren können so viel Wasser nicht mehr fassen, Deiche weichen gefährlich auf. Viele Menschen mussten ausgerechnet an den Weihnachtstagen raus aus ihrem Heim. Und die Lage bleibt weiter angespannt.
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Hunderte Menschen mussten an den Weihnachtsfeiertagen wegen Hochwasser ihr Heim verlassen. Anschwellende Wasserläufe und übervolle Talsperren könnten weitere zur Flucht zwingen. Die Lage bleibe auch in den nächsten Tagen angespannt, teilen die Behörden bundesweit mit.
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Etwas Hoffnung bieten die Wetteraussichten: Am Mittwoch (27. Dezember) soll es nach Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Nordwesten etwas Regen geben, sonst trocken mit teils größeren Auflockerungen bleiben. Ein Überblick über die aktuelle Hochwasserlage:
Nach tagelangem Dauerregen hatte sich die Hochwasserlage in vielen Regionen Deutschlands an den Feiertagen zugespitzt. In Sachsen-Anhalt waren die etwa 180 Bewohner der Ortschaft Thürungen, einem Ortsteil von Kelbra, aufgefordert worden, sich wegen drohender Überschwemmungen am Stausee Kelbra und an der Helme in Sicherheit zu bringen.
Das Elbehochwasser steigt: Um Magdeburg und umliegende Gemeinden vor Überflutungen zu schützen, wird das Pretziener Wehr gezogen. Mit der Öffnung wird am Donnerstag (28. Dezember) gegen 10 Uhr begonnen, wie der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft mitteilt. Damit kommt die wichtige Hochwasserschutzanlage erstmals seit zehn Jahren wieder zum Einsatz.
Zuletzt war das Pretziener Wehr im Juni 2013 geöffnet worden. Es sorgt dafür, dass etwa ein Drittel des Elbewassers in einen 21 Kilometer langen Kanal um Magdeburg und Schönebeck herumgeleitet wird, ehe es wieder in den Fluss fließt. Das Wehr besteht aus 324 sogenannte Schützentafeln von jeweils 100 Kilogramm Gewicht.
In anderen Orten der Region sollten sich die Einwohner auf mögliche Evakuierungen vorbereiten. Das Ausmaß möglicher Überschwemmungen sei schwer absehbar, heißt es von einer Sprecherin des Landkreises Mansfeld-Südharz.
Auch im niedersächsischen Rinteln mussten hunderte Menschen an Weihnachtsfeiertagen hochwasserbedingt ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Wie hier verwandelten ebenso in anderen Bundesländern über die Ufer tretende Flüsse die Umgebung in großflächige Wasserlandschaften.
In Northeim in Südniedersachsen und Uplengen im Kreis Leer brachen aufgeweichte Dämme. Helfer waren im Dauereinsatz, um die angeschlagenen Bollwerke mit Sandsäcken zu sichern.
Die Okertalsperre im Harz hat ihre maximale Kapazität erreicht. Über den Überlauf der Staumauer werde nun mehr Wasser in die Oker abgegeben, teilt die Stadtverwaltung Braunschweig mit. Statt 16 Kubikmeter pro Sekunde fließen nun 30 Kubikmeter pro Sekunde in den Fluss.
Der Pegel am Eisenbütteler Wehr, der aktuell bei 132 Zentimetern stehe, könnte sich nach derzeitiger Prognose um etwa zehn Prozent erhöhen, so die Stadt. Es sei möglich, dass der Überlauf an der Talsperre im Laufe des Tages weiter geöffnet werde und sich die Wassermenge dadurch weiter erhöhe. Man gehe aber weiter davon aus, dass sich die durch die Oker und deren Nebenflüsse verursachten Überschwemmungen auf die ausgewiesenen Überschwemmungsgebiete beschränken.
Hessen
In Hessen hat sich die Hochwasserlage abgemildert. "Mit einer allgemeinen Wetterberuhigung tritt heute allmählich auch eine leichte Entspannung der Hochwasserlage in Hessen ein", teilt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) mit. Tendenziell sind demnach vielerorts fallende Wasserstände zu verzeichnen.
Hohe Pegelstände weisen der Behörde zufolge momentan noch Werra und Weser auf. Sie sollen bei nur langsam fallender Tendenz auch in den nächsten Tagen noch auf hohem Niveau bleiben. Insgesamt rechnet das HLNUG mit einer weiteren Entspannung der Lage. Zum Jahreswechsel würden allerdings wieder größere Niederschläge erwartet, die erneut zu einem Anstieg der Wasserstände führen könnten, heißt es.
In Rheinland-Pfalz hat sich die Lage weiter entspannt. Derzeit gebe es keine Hochwassersituation mehr, sagt ein Sprecher des Hochwassermeldedienstes in Mainz. Lediglich am Rhein, an Lahn und Sieg seien die Stände noch oberhalb eines Hochwassers, das statistisch gesehen alle zwei Jahre auftritt. "Aber wir haben überall fallende Tendenzen." Möglicherweise könnte es zum neuen Jahr wieder einen Anstieg geben. Es werde aber keine dramatische Lage erwartet.
Bayern
In Bayern sind Franken, die Oberpfalz und Niederbayern besonders vom Hochwasser betroffen. Überflutete Wiesen, Straßen und Parkplätze gehören zum Landschaftsbild in vielen Landkreisen. Neben den Sicherungsmaßnahmen sind Einsatzkräfte auch zu Hilfseinsätzen ausgerückt. Inzwischen entspannt sich die Lage aber zusehends.
Im thüringischen Windehausen habe sich die Lage am Dienstag aber deutlich entspannt, teilte ein Sprecher der Polizei am frühen Mittwochmorgen mit. Die Pegelstände seien in Thüringen größtenteils zurückgegangen.
Während sich die Situation mit den nachlassenden Regenfällen regional zu entspannen begann, steht anderen Gebieten die kritischste Lage erst noch bevor. So werden an der Elbe die höchsten Wasserstände einer Hochwasserwelle erst ab Mittwoch erwartet. Diese gehe auf die Schneeschmelze und starke Niederschläge im Riesengebirge zurück, heißt es.
Sachsen
Das Hochwasser der Elbe in Dresden nähert sich weiter der zweithöchsten Alarmstufe drei. Vermutlich wird der dafür maßgebende Pegelstand von sechs Metern am Nachmittag erreicht. Am Mittwochmorgen wurden in Dresden 5,86 Meter gemessen, wie das Landeshochwasserzentrum in Dresden mitteilt. Die Stadt Dresden hatte aber schon vorab am Dienstagabend die Alarmstufe drei ausgerufen.
Ursprünglich war mit dem Erreichen der Sechs-Meter-Marke schon am Morgen gerechnet worden. Es verzögere sich etwas, sagt die Sprecherin des Landeshochwasserzentrums, Karin Bernhardt. Der Anstieg des Wasserstandes sei von der Schneeschmelze im Riesengebirge abhängig. In Schöne an der tschechischen Grenze gilt mit einem Pegelstand von 6,28 Metern bereits Alarmstufe drei.
Laut Hochwasserzentrale gelten für alle Flüsse in Sachsen mit Ausnahme der Oberen Weißen Elster Hochwasserwarnstufen. Für die Zuflüsse der Oberen Elbe wird damit gerechnet, dass die Warnung im Laufe des Tages aufgehoben werden kann.
Der Rheinpegel ist am frühen Mittwochmorgen erstmals leicht gesunken. Laut Messungen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) lag der Pegel gegen fünf Uhr in Köln bei 8,04 Metern, etwa vier Zentimeter unter dem Höchstwert vom 2. Weihnachtstag.
Der Rheinpegel war seit Heiligabend binnen kürzester Zeit um mehr als einen Meter gestiegen. Die erste Hochwassermarke von 6,20 Metern ist weiterhin deutlich überschritten, der Pegelstand soll allerdings nicht den Stand der Hochwassermarke II von 8,30 Meter erreichen, so die aktuelle Prognose am Mittwochmorgen.
Am Mainpegel Wertheim im Main-Tauber-Kreis sind die Wasserstände derzeit noch weiter angestiegen. Laut der Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) in Karlsruhe hatten diese Anstiege am Dienstag (26. Dezember) das Niveau eines alle zwei Jahre vorkommenden Hochwassers erreicht.
Als Folge der in den vergangenen Tagen gefallenen Niederschläge waren die Wasserstände in den baden-württembergischen Flüssen teilweise deutlich angestiegen. Betroffen waren die Zuflüsse zum Hochrhein, die Zuflüsse zur Donau, der Neckar, der Main sowie Gewässer im Kocher-Jagst-Gebiet. Die Lage hat sich inzwischen entspannt. Laut HVZ besteht landesweit eine geringe Hochwassergefährdung.