Volleyball 3. Liga-Aufstiegsrunde Marktredwitz gelingt Auftakt nach Maß

Peter Perzl

Die VGF schlägt Friedberg zum Start mit 3:1. Der Gästetrainer ist überwältigt von der Atmosphäre in der Mak-Arena.

 
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Die VGF Marktredwitz ist furios in die Drittliga-Aufstiegsrunde gestartet und knüpfte da an, wo sie vor der Weihnachtspause aufgehört hatte: Im Duell der Vorrunden-Gruppenzweiten setzten die Volleyballer aus dem Fichtelgebirge mit einem verdienten 3:1 gegen den TSV Friedberg gleich einmal ein Zeichen. Bei Gänsehaut-Atmosphäre wirkte die Truppe um Spielertrainer Jan Liebscher von der ersten Minute an einen Tick bissiger und fokussierter als die keinesfalls enttäuschenden Gäste. „Wir haben jeden langen Ballwechsel für uns entschieden und so für Eindruck gesorgt“, resümierte später dessen Cousin Joachim, genannt „Joschi“, der einmal mehr hervorragend von draußen coachte und exakt in den richtigen Momenten die Auszeiten setzte.

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Die Friedberger wirkten tatsächlich eingeschüchtert. „Wir haben Marktredwitz so hoch motiviert erwartet“, meinte Gästecoach Matthias Gärtner, „aber wir waren trotzdem nicht in der Lage, unsere Souveränität auf den Platz zu bringen.“ In einer Partie, deren Ausgang für ihn dennoch „Spitz auf Knopf“ gestanden sei, habe letztendlich der Block den Ausschlag gegeben, „wo wir zwar sporadisch ein, zwei Bälle abwehren konnten, aber Marktredwitz hier konstanter und effektiver war.“ Mit 7:2 legte die VGF sofort vor und kam das erste Mal zum Nachdenken, als den Schwaben der Anschluss zum 11:10 gelang. Es blieb von da an erst einmal eng (14:12, 16:15). Doch einige spektakuläre Punkte für das Heimteam, eben aus den angesprochenen langen Ballwechseln, zeigten Wirkung und setzten sich in der Gäste-Psyche offensichtlich fest. Trotz des Ausschöpfens des Auszeiten-Kontingents und etlicher Spielerwechsel – der Lauf der Heimmannschaft war nicht mehr zu stoppen. Die „Big-Points“ gingen allesamt an sie. Und so verwandelte ein von Viktor Bergmann herrlich freigespielter Janek Lindner den zweiten Satzball selbstsicher über die Mitte zum 25:19.

Plötzlich Bruch im VGF-Spiel

Und auch der zweite Durchgang lief lange Zeit wie am Schnürchen gezogen. Mit sage und schreibe 20:11 hatten sich die Hausherren nach einem Sechs-Punkte-Lauf abgesetzt und gerade im Blockspiel noch eine Schippe draufgelegt. Während sie mit fast jeder ihrer Abwehraktionen punkteten, benötigten die Friedberger für jeden einzelnen Zähler gefühlt vier, fünf Anläufe. Aufopferungsvoll und mit mächtig viel Adrenalin im Blut fighteten Liebschers Jungs im Feld, kratzten schier unerreichbare Bälle noch heraus. Mit einem Mal aber stellte sich ein Hänger ein. Was bis dahin wie von selbst zu laufen schien, verkehrte sich plötzlich ins Gegenteil. Der TSV Friedberg nahm erstmals richtig Fahrt auf und zeigte, warum er und nicht Regensburg oder Jena Platz zwei in der Vorrundengruppe 2 erobert hatten. Nur gut das „Senior“ Jan Liebscher den Überblick behielt und gerade noch rechtzeitig mit sicherem Händchen zum 22:19 und 23:20 punktete und dem Gäste-Aufbäumen ein jähes Ende setzte. Überhaupt war er an diesem Abend der Mann für die ganz wichtigen Zähler. Am Ende war es dann Paul Soderer, der den Sack zuschnürte.

Eine 2:0-Satzführung – das müsste es doch gewesen sein? So dachten viele im stimmungsvollen Rund der Mak-Arena und wohl auch einige Akteure der Hausherren, die im dritten Durchgang doch ganz schön den Fuß vom Gaspedal nahmen. „Ich glaube, wir waren zu zufrieden“, erklärt sich Jan Liebscher diese Schwächephase und ging da konform mit seinem Cousin Joschi: „Die ersten Sätze gingen einfach zu schnell.“ Die knappen Anfangsrückstände wurden zwar immer wieder egalisiert - sogar zu einer knappen Führung (14:13) reichte es noch – doch irgendwie war jetzt der Wurm drin. Körpersprache und Biss fehlten.

Erst Selbstkritik, dann Matchwinner

Und der bis dahin überzeugende Niklas Weber – nachdem Tom Wenisch in der Saison nicht mehr zur Verfügung steht erstmals von Anfang an auf der Libero-Position eingesetzt – schwächelte auf einmal in der Annahme. „Da bin ich ein bisschen geschwommen und war auch ziemlich nervös, weil mein Daumen nicht mehr mitgespielt hat“, meinte der erst 20-Jährige selbstkritisch. „Bis auf diesen Durchgänger“ aber bescheinigten ihm die Trainer „eine sehr gute Leistung“. Der Ex-Bayreuther schüttelte das Malheur in Satz Nummer vier ab als wäre nichts gewesen. „Seine gute Annahme hat uns dann letztendlich auf die Siegerstraße gebracht“, lobte Joschi Liebscher. Eine leidenschaftlich kämpfende VGF nahm sofort den Faden aus den ersten beiden Durchgängen auf, schaltete den Turbo ein und siegte gleich mit dem ersten Matchball, den die Gäste mit einem Aufschlag ins Netz sichtlich entnervt selbst verwandelten. „Und genau das ist es, was uns in dieser Saison daheim stark macht, wir brechen nicht ein“, freuten sich Trainer und Co-Trainer. Joschi Liebscher lehnt sich sogar mutig aus dem Fenster: „Ich glaube nicht, dass wir viel verlieren, wenn wir so spielen wie heute.“

Am Ende stand ein Erfolg, der eigentlich nur von dem übertroffen wurde, was sich auf den Rängen abspielte. „Oh, wie ist das schön“ sangen die Fans in ohrenbetäubender Lautstärke während der Ehrenrunde der Spieler. Der Stimmung tat die bekanntlich aus Brandschutzgründen angeordnete reduzierte Zuschauerzahl auf alle Fälle keinen Abbruch. „Das ist mega-geil, was hier vor, während und nach dem Spiel abgeht“, schwärmte Gäste-Coach Matthias Gärtner geradezu. „Kompliment an das Orga-Team in diesem Verein. Für so etwas fährst du gerne hierher. Das macht richtig Spaß, egal ob du dann gewinnst oder verlierst.“

VGF Marktredwitz: Soderer, Bergmann, Ja. Lindner, Zakovsky, Ja. Liebscher, Houda, Weber, Schwinger, Zusann, Tiepner, Jo. Lindner.

Schiedsrichter: Meike Schirmer (Neudrossenfeld)/Ronny Priefer (Schwarzenbruck). – Zuschauer: 125 (ausverkauft). – Sätze: 25:19, 25:21, 19:25, 25:18. – Spielzeit: 90 (24/24/21/21) Minuten.