Retter finden nichts Mysteriöser Notruf am Weißenstädter See

, aktualisiert am 27.06.2021 - 13:41 Uhr

Hund, Hubschrauber und hundert Helfer fahnden am Samstagabend bis zum Einbruch der Dunkelheit nach einem vermeintlich Ertrunkenen – ohne Ergebnis. Eine Spaziergängerin will gesehen haben, wie jemand die Hände hochgestreckt hat, bevor er untergegangen ist.

 
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Weißenstadt - Hilfesuchendes Winken, dann taucht der Kopf eines Schwimmers unter Wasser und kommt nicht mehr hoch: So hat eine Spaziergängerin den Einsatzkräften beschrieben, was sie am Samstagabend gegen nach 18 Uhr im Weißenstädter See in der Nähe des Hotels Kurzentrums beobachtet hatte. Der Zeugin zufolge streckte eine erwachsene Frau oder ein erwachsener Mann die Hände hoch und ging dann unter, sagt Einsatzleiter Achim Trager, Vorsitzender der DLRG Marktredwitz. Obwohl sich rund 100 Helfer an den Rettungsversuchen am Weißenstädter See beteiligten, musste die Aktion am Samstagabend gegen 22 Uhr eingestellt werden, ohne jemanden gefunden zu haben. „Wir haben alles Menschenmögliche versucht“, sagt Trager.

Wasser durchkämmt

Mitglieder der DLRG und der Wasserwacht aus den Landkreisen Wunsiedel und Hof durchkämmten mit Tauchern und Suchtrupps, die im Wasser Menschenketten bildeten, den südöstlichen Seebereich Meter für Meter nach dem Unbekannten. Beteiligt war auch Ehrenamtliche der Wasserwacht Ebermannstadt, die gerade Dienst am Weißenstädter See leistete. Auf der gesamten Wasserfläche waren Retter mit Booten im Einsatz. Feuerwehr, Bergwacht, Rettungsdienst und Polizei beteiligten sich ebenfalls an der Aktion. Das gesamte Gebiet überflogen außerdem Mitarbeiter des ADAC mehrfach mit dem Hubschrauber.

Hoffen auf Ortungsgeräte

Aufgrund der sehr schlechten Sicht unter Wasser versuchten die Experten schließlich, den Untergegangenen mit Sonargeräten zu orten. Zu Hilfe geholt wurde auch Hundestaffelführerin Tanja Schedl aus Waldsassen mit ihrem Wasserortungshund Bee De Monte Carlo. Der Spürhund schlug tatsächlich an zwei Stellen im Wasser an, sagt der Weißenstädter DLRG-Vorsitzende Bernd Ackermann. Doch auch dieser Hoffnungsschimmer zerschlug sich. Als Taucher einen 60 mal 60 Meter großen Bereich nochmals absuchten, fanden sie nichts. Achim Trager mutmaßt, dass das Tier, das menschliche Partikel im Wasser riechen kann, bellte, weil es die vielen Taucher und Wasserretter, die vorher hier unterwegs waren, gerochen habe.

Niemand vermisst gemeldet

Da der oder die Unbekannte von keinem Angehörigen als vermisst gemeldet worden ist, durchkämmten Helfer außerdem eine zehn Meter breiten Uferbereich auf einer Länge von mehreren hundert Metern, um in abgelegten Kleidungsstücken Hinweise auf die Identität des Vermissten zu entdecken. „Wir fanden keinerlei Anhaltspunkte“, sagt Trager. Auch die Vermutung, dass es sich um einen Gast des Kurzentrums handeln könnte, zerschlug sich, sagt Bernd Ackermann.

Passantin „vertrauenswürdig“

Als „vertrauenswürdig“ beschreibt Achim Trager die Dame, die den Untergehenden gesehen haben will. Allerdings habe die Spaziergängerin das Geschehen nur aus den Augenwinkeln beobachtet und wolle hochgestreckte Hände gesehen haben.

Getäuscht oder nicht?

Offen bleibt, ob sich die Beobachterin getäuscht hat oder nicht: Falls tatsächlich ein Mensch untergegangen ist, gebe es kaum noch Chancen, ihn lebend zu bergen, sagte Trager am Sonntagmorgen. Sei tatsächlich eine Person ertrunken, sinke sie zwar zunächst auf den Grund des Sees ab, steige aber nach zwei bis drei Tagen wieder auf, wenn beim Verwesungsprozess Gase frei würden.

Karpfen springen

Möglich ist aber auch, dass ein Schwimmer ein weites Stück getaucht und deshalb von der Spaziergängerin nicht gesehen worden sei, als er wohlbehalten auftauchte. Mitglieder der Ebermannstädter Wasserwacht bemerkten zudem, wie große Karpfen im Wasser sprangen. „Je nach Lichteinfall könnte man das schon mit Händen verwechseln“, sagt Achim Trager.

Helfer schon bei Benefizspiel

Unklar bleibt also weiterhin, ob es tatsächlich einen Notfall gegeben hat oder ob es sich um einen Irrtum handelt. „Lieber suchen wir einmal zu viel als einmal zu wenig“, sagt Achim Trager.

Diese Haltung verdient umso mehr Respekt, da etliche Ehrenamtliche am Samstag in Weißenstadt bereits ab 6.30 Uhr bei dem Benefizspiel für die schwer behinderte elfjährige Antonina Dienst leisteten. Nach 18 Uhr, als die Alarmierung für die Seerettung kam, räumten die Helfer gerade noch den nahe gelegenen Fußballplatz auf. Dennoch bleibt DLRG-Ortsvorsitzender Bernd Ackermann positiv: „So waren wir wenigstens in drei Minuten da.“

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