Weltfrauentag in Hof So manches erreicht – und noch viel zu tun

Lisbeth Kaupenjohann

Zum Internationalen Frauentag gibt es Blumen für Besucherinnen der Hofer Altstadt. Organisationen machen auf Fehler im System aufmerksam. Auch den Passanten geht die Gleichstellung nicht weit genug – Frauen wie Männern.

 
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Hof - Blumen zum Weltfrauentag – ein schöner Brauch, finden viele, die am Dienstag eine Rose oder Tulpe geschenkt bekommen haben. Eine kleine Freude in einer Zeit, in der Corona und Krieg die Gedanken verdüstern. Im Lager des Caritas-Stores in der Bayreuther Straße 2 stapeln sich Kartons mit Hilfsgütern für den Transport in die Ukraine. „Morgen beladen wir einen 40-Tonner“, sagen Julian Heinze und Antonia Fischer. Vorn im Laden bekommen heute Frauen drei Kleidungsstücke für einen Euro – mit Berechtigungsausweis gibt es noch einmal 50 Prozent Nachlass. „Rund 40 Kundinnen haben davon schon Gebrauch gemacht, darunter auch Frauen mit ukrainischen Wurzeln, die ihre Verwandten versorgen“, berichtet Jennifer Rauh, Caritas-Mitarbeiterin. Eine Rose kriegt jede Kundin noch dazu.

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Im Krieg seien immer Frauen und Kinder besonders betroffen, meinen die Rentnerinnen Luise Rödel aus Hof und Sonja Seidel aus Hof, die in der Altstadt unterwegs sind. Sie wünschen sich Frieden in der Welt. „In Sachen Gleichberechtigung haben wir schon viel erreicht, aber an manchen Stellen hapert es noch damit“, meint Rödel. Elvis Marsango, Inhaber des Eiscafés „Rialto“, überrascht seine Mitarbeiterinnen mit Blumentöpfchen. Kathrin, die gerade Gläser putzt, freut diese Geste: „Da denkt nicht jeder dran.“ Ihre Kollegin Nino erinnert sich, dass in ihrer alten Heimat Georgien der Weltfrauentag ein Feiertag ist. „Da geben die Frauen richtig Gas!“ Im Schokoladen-Geschäft nebenan hat Filialleiterin Simone Schindlbeck an diesem Vormittag schon einiges verkauft an Männer, die ihrer Frau eine Freude machen wollen, aber auch an Frauen aus den östlichen Ländern, die den Weltfrauentag unter sich feiern. „Frauen machen Frauen eine Freude.“ Eltern hätten an diesem Morgen nicht nur die Kinder in die Kita gebracht, sondern auch die Erzieherinnen mit Blumen beschenkt, berichtet eine Kundin aus Oberkotzau. In ihrer Ursprungsheimat Rumänien werde der Weltfrauentag gleichzeitig mit dem Muttertag gefeiert.

„In diesen Zeiten ist es besonders wichtig, sich gegenseitig eine kleine Freude zu machen“, sagt Jutta Findeiß aus Bad Steben, die im Blumenladen „Primaflora“ arbeitet. „Es ist noch gar nicht soooo lange her, dass Frauen auch in Deutschland um die Erlaubnis ihrer Ehemänner bitten mussten, wenn sie arbeiten wollten.“ An einer echten Gleichberechtigung müsse aber noch gearbeitet werden. Noch immer gebe es nicht überall gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Der Unterricht im Schiller-Gymnasium ist aus, Amelie Krüger und Lasse Motzkus schlendern durch die Altstadt. Über die sozialen Medien haben sie früh morgens erfahren, dass heute Weltfrauentag ist. „Die Frauenquote in der Berufswelt ist ein Schritt nach vorn“, meint die Schülerin. Sie hofft, dass es ihr einmal gelingt, Beruf und Familie gut zu vereinbaren. Dass es im Beruf und im sozialen Leben immer noch Ungerechtigkeiten gibt, bedauert auch ihr Freund. „Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen.“ Waltraud Wagner aus Hof und Ute Kätzel aus Feilitzsch genießen den sonnigen Tag vor dem Eiscafé. Sie erinnern daran, dass der Equal Pay Day gerade mal einen Tag zurückliegt. Bis dahin hätten Frauen in Deutschland faktisch umsonst gearbeitet. Ute Kätzel verweist darauf, dass Frauen neben ihrem Beruf in der Familienarbeit viel leisteten – ohne Bezahlung. „Die Gesundheitspolitik hat den Blick darauf verloren.“ Sie vermisst Wertschätzung.

Am Seerosenbrunnen treffen sich Frauen verschiedener Hofer Vereine und Organisationen. Vor Corona haben sie zum Weltfrauentag immer zu einer Benefizveranstaltung eingeladen – mit viel Musik, Kunst und Tanz. „Wir hoffen fest darauf, dass das im nächsten Jahr wieder möglich sein wird“, sagt Hülya Wunderlich vom Internationalen Mädchen- und Frauenzentrum der EJSA, während sie Blumen und Flyer verteilt. Man will mit der Aktion „Mitten in der Stadt Hof – Frauen, mitten im Leben“ auf frauenpolitische Forderungen aufmerksam machen. Die Frauen schwärmen aus in die Straßen und Geschäfte der Umgebung, sagen Arbeitnehmerinnen „Dankeschön“ für ihre Leistungen.

Nachmittags gibt es im Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale eine Kuratorinnen-Führung zur Sonderausstellung „Vorbilder*innen – Feminismus in Comic und Illustration“ – eine Veranstaltung von vielen, die noch folgen rund um den Weltfrauentag. Bis 31. März laden 15 Organisationen in Hof und im Landkreis ein zu 18 Veranstaltungen. Näheres ist den Broschüren zu entnehmen, die an den bekannten Stellen ausliegen. Die Koordination hat Katharina Bunzmann, Beauftragte für Demografie, Senioren und Gleichstellung der Stadt Hof.