Krieg kostete Millionen Chinesen das Leben
Historisch griff Peking mit der Parade, die in ähnlicher Form erstmals vor zehn Jahren stattfand, ein dunkles Kapitel auf. Offiziell trug sie den Titel zum "Ende der japanischen Aggression".
Japan hatte China 1937 angegriffen. Der Krieg dauerte bis 1945 und forderte Millionen Tote in China. Nationalisten und Kommunisten einigten sich damals auf eine Einheitsfront gegen Japan, blieben aber gegenseitig misstrauisch. Nach der japanischen Kapitulation flammte der Bürgerkrieg zwischen ihnen wieder auf.
1949 siegten die Kommunisten, Mao Zedong rief in Peking die Volksrepublik China aus, während sich die Nationalisten nach Taiwan zurückzogen. Dass es die Volksrepublik 1945 noch nicht gab, wird bis heute als Grund genannt, Pekings Darstellung der Kriegszeit zu kritisieren - vor allem in Taiwan, das sich selbst regiert, von Peking aber als eigenes Territorium beansprucht wird. Taiwan gedenke des Friedens nicht mit Waffen, sondern indem es die "gefallenen Helden" ehre und fest zum Glauben an Freiheit und Demokratie stehe, sagte Präsident Lai Ching-te in Richtung Peking.
Kritik an Geschichtsdeutung
Laut Einschätzung von Claus Soong vom Berliner China-Institut Merics verfolgt Peking mit der Parade vor allem außenpolitische Ziele. Sie sei "eine Plattform, um die historische Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg neu zu interpretieren". Peking wolle zeigen, dass es heute stark genug sei, seine eigene Sicht auf Geschichte und Weltordnung vorzulegen.