Werkschau Der Hofer Maler Emil Ressel

Viel Hof, gern abstrakt: Emil Ressel bei einer Ausstellungseröffnung in der Hofer Freiheitshalle. Ölbilder hat er bald nicht mehr gemalt: In der kleinen Wohnung ging das nicht. Foto: privat

Emil Ressel galt schon zu Lebzeiten als einer der großen Hofer Maler, ab Donnerstag zeigt der Kulturkreis eine Werkschau. Ressels Sohn Gerhard spricht über das Leben und die Spleens seines Vaters – und über die 1500 Bilder, die die Familie noch eingelagert hat.

 
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Wenn Emil Ressel am Nachmittag aus dem Rathaus heimgekommen ist, dann ist zuerst der Wohnzimmertisch abgedeckt worden. Für ein Atelier war kein Platz in der Wohnung in der Enoch-Widman-Straße, so war auch für die drei Kinder klar: „Im Wohnzimmer malt der Vater, da gilt für uns Kinder Zurückhaltung“, erinnert sich Gerhard Ressel. Der Sohn des Künstlers, pensionierter Gymnasiallehrer in Nürnberg, und seine beiden Schwestern freuen sich schon sehr auf den kommenden Donnerstag. Dann stehen „die anderen Kinder“, wie der Vater seine Bilder öfters genannt habe, wieder einmal im Mittelpunkt.

Emil Ressel ist einer der großen Namen in der Hofer Kunst der Nachkriegsjahrzehnte. Seine Werke sind in der Deutschen Nationalbibliothek verzeichnet und hingen in den Haushalten der Industriellen in der Region, sie sind hinterlegt in den Kunstsammlungen von Stadt Hof oder der Regierung von Oberfranken und faszinierten seit den 1960er-Jahren Ausstellungsbesucher zwischen Bonn und Graz. Geboren 1921 als Sudetendeutscher in der damaligen Tschechoslowakei, landete er nach dem Krieg in der Hofer Wilhelmstraße. 1948 wurde er bei der Stadt Hof als Bürokraft angestellt – als er das Rathaus 1981 in den Ruhestand verließ, tat er das als Leiter des Rechnungsprüfungsamts. Der brave Bürokrat, der nach Feierabend die Kreativität fließen lässt: ein schönes Klischee. „Doch als mein Vater eine Familie gegründet hatte, war klar, dass er einen Beruf brauchte“, erklärt Gerhard Ressel. Um danach von den geistigen und ganz haptischen Abenteuern seines Vaters zu berichten.

Mit dem langjährigen Hofer Kulturamtsleiter Peter Michael Tschoepe, einem guten Freund, sei er im Käfer nach Paris gefahren, um zu malen. Er habe London, Rom, Andalusien oder Griechenland mit Zeichenblock und Stift festgehalten, um später daheim seine Werke daraus entstehen zu lassen. „Vor allem aber waren wir immer draußen unterwegs, immer. So hat sich Hof auch mir von außen erschlossen“, erinnert sich Gerhard Ressel. Wo andere Familien im Sommer nach Rimini oder Jesolo gefahren seien, hieß es für die Ressels: mit dem Familienoberhaupt auf Zeichen-Tour. „Wir waren eine autofreie Familie, schon der Fußmarsch zum Hauptbahnhof (später fuhren wir mit dem Taxi) und die Zugreisen waren ein Erlebnis für sich“, erinnert sich Gerhard Ressel. Ebenso wie an die Früchte dieser Arbeit.

„Mein Vater hatte einen unbändigen Antrieb, zu malen, eine große innere Motivation.“ Wegen Ruhm und Anerkennung habe er es nie gemacht. Gleichwohl sei der Augenblick, in dem eine Ausstellungskritik auf dem Tisch lag, immer auch mit Spannung erwartet worden. „Eine gebührende Würdigung hat er schon als richtig empfunden, denn auch wenn er das Rampenlicht nicht gesucht hat – er war selbstbewusst in der Kunst.“ Das können nun auch seine Nachfahren sein: Die Familie führt ein umfassendes Archiv.

1500 Bilder Ressels sind in einem angemieteten Lager untergebracht, viele weitere hängen bei Familienmitgliedern zuhause. Mit Dorit und Stefan Pohl, den Vorsitzenden des Hofer Kulturkreises, sei man seit September intensiv in Kontakt wegen der anstehenden Werkschau. „Und sie haben eine grandiose Auswahl getroffen“, betont Gerhard Ressel. Zu sehen sein werde nicht unbedingt ein Querschnitt seines Wirkens, sondern viele unbekannte Seiten und Werke. Und auch solche mit viel persönlicher Geschichte.

Ausstellung
 Die Ausstellung ist anschließend bis 5. März zu sehen – zu den Öffnungszeiten des Cabinetts, Freitag bis Sonntag jeweils 14 bis 17 Uhr.

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