Schläge, Tritte, sexuelle Übergriffe: Aus Schulen in Deutschland werden mehr Fälle von Gewalt bekannt. Den Landeskriminalämtern und Bildungsministerien wurden Tausende solcher Vorfälle gemeldet.
Messerangriffe und versuchter Mord: Gewaltvorfälle an Schulen sorgen für Bestürzung. Manche Schulen brauchen die Hilfe eines Sicherheitsdienstes. Stimmt es, dass die Jugend immer gewalttätiger wird? Ein Faktencheck.
Schläge, Tritte, sexuelle Übergriffe: Aus Schulen in Deutschland werden mehr Fälle von Gewalt bekannt. Den Landeskriminalämtern und Bildungsministerien wurden Tausende solcher Vorfälle gemeldet.
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Ein Vorfall in jüngster Zeit war an einer Schule nahe Berlin: Ein 22-Jähriger dringt mit einem Messer und einer Schreckschusspistole vor Unterrichtsbeginn in das Gebäude in Petershagen ein. Eine Beschäftigte löst Amokalarm aus, der Mann wird festgenommen. Im Februar wurden an einem Gymnasium in Wuppertal vier Schüler mit einem Messer angegriffen. Ein 17-Jähriger sitzt deshalb wegen des Verdachts des versuchten Mordes in Untersuchungshaft.
Gleich in mehreren Bundesländern ist die Zahl erfasster Gewaltdelikte im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie gestiegen – mitunter deutlich.
Trotz vieler Polizei-Einsätze kommen Fälle wie der tödliche Messerangriff auf eine Schülerin nahe Heidelberg in den Statistiken selten vor. Dort wird ein 18-Jähriger beschuldigt, im Januar an einem Gymnasium in St. Leon-Rot auf die Gleichaltrige eingestochen zu haben.
Die Gründe, dass Schüler Gewalt ausübten oder androhten, sind nach Einschätzung des Brandenburger Bildungsministeriums vielschichtig. Dazu zählten Faktoren wie „Defizite in der Selbststeuerung und geringes Selbstwertgefühl, aber auch familiäre und soziale Ursachen wie Gewalterfahrungen in der Familie oder Akzeptanz sowie soziale Normen und Werte und die jeweilige Akzeptanz in der Gruppe der Gleichaltrigen“.
Auch Gewaltinhalte in Medien und auf Online-Plattformen könnten aggressives Verhalten begünstigen.
Nach Einschätzung des Allgemeinen Schulleitungsverbandes Deutschlands haben viele Lehrkräfte das Gefühl, dass die Bereitschaft zur Gewalt zugenommen hat. „Wir haben bemerkt, dass mehr Waffen zur Schule mitgenommen werden als früher“, sagt der Verbandsvorsitzende Sven Winkler.
Dabei handelt es sich vor allem um Messer und sogenannte Anscheinswaffen. Das sind Waffen, die echten Schusswaffen täuschend ähnlich sehen. Ob Kinder und Jugendliche Waffen dabeihaben, weil sie gewaltbereit sind, oder weil sie Angst haben und diese zur Selbstverteidigung nutzen wollten, sei unklar.
Um Gewalt zu verhindern, versuchen ihm zufolge viele Schulen die Sozialarbeit auszubauen. Oft fehle es aber an Personal, Zeit und Geld. Oder Schulen setzen Sicherheitsdienste ein, wie eine Einrichtung in Bremerhaven.
Die Jugendlichen schlugen Fenster ein, bedrohten und beleidigten Schüler und Lehrkräfte. Dort kamen fast täglich schulfremde Personen auf das Schulgelände. Sie beschädigten Türen, entriegelten Feuerlöscher und verstopften Toiletten. „Die Lage im vergangenen Herbst war sehr unruhig“, berichtet eine Schulsprecherin. „Ich habe mich unsicher gefühlt.“ Mit den Wachleuten beruhigte sich die Lage wieder.
Statistik
Im aktuellen Schuljahr (2023/24) sind in Deutschland laut Statistischem Bundesamt rund 11,2 Millionen Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sowie an Schulen des Gesundheitswesens. Vor vier Jahren (2019/20) waren es etwa 10,9 Millionen.