Franken möglicherweise das neue Bergerac oder Bordeaux
Natürlich sei es auch möglich, wegen des Klimawandels auf andere Rebsorten zu setzen, meint Paeth. Heute werde in Deutschland viel mehr Rotwein angebaut als noch vor Jahrzehnten, doch in Franken nähmen die Flächen bereits wieder ab. "Da haben die Winzer schnell gemerkt, dass sie die Verschiebung im Rebsortenspektrum nicht so gut auf dem Markt durchgesetzt bekommen." Das Anpassungspotential der Rebbauern sei groß und es werde viel ausprobiert, erzählt Paeth.
Für die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau sucht Paeth nach Analog-Klimaten. Er untersucht also, wie das Klima in 50 oder 70 Jahren in den Weinbergen sein dürfte, von denen laut Anstalt heute der beste Silvaner stammt. Dann schaut er, wo Temperatur, Einstrahlung, Feuchtigkeit, Spätfröste und weitere Merkmale dem entsprechen. Das Projekt sei noch nicht abgeschlossen, doch man schaue Richtung Südwestfrankreich. "Das heißt also, die fränkischen Weinberge werden in zwei Generationen ungefähr das Bestandsklima haben wie in Bergerac oder Bordeaux."
Sobald ein Ort gefunden ist, will die Landesanstalt dort einen sehr hitzebeständigen Silvaner-Klon pflanzen. So soll herausgefunden werden, wie dieser in dem wärmeren Klima kultiviert werden muss - und was im Keller zu tun ist, damit der Wein so schmeckt, als sei er in Würzburg gewachsen.
Massenhaft Anbaufläche könnte verloren gehen
Das Forschungsteam aus Bordeaux hat herausgefunden, dass bis zum Ende des Jahrhunderts 20 bis 70 Prozent der Anbaufläche in Europa in traditionellen Weingebieten verschwinden könnte - je nachdem, wie stark sich die Erde erhitzt.
Die Rebstöcke in Mitteleuropa stünden vor allem an den Südhängen, ergänzt Paeth. Ihnen werde es allmählich zu heiß, sodass Winzer bereits vermehrt jenseits der klassischen Südlagen anpflanzten. "Das ist etwas, was träge ist, was aber meines Erachtens im Laufe der nächsten Jahrzehnte die Möglichkeit sein wird, wie wir unser Rebsortenspektrum und damit auch die Typizität unserer Weine aufrechterhalten und in den gleichen Weinbauregionen arbeiten können."