Wohn-Turm in Miami stürzt ein Wie ein lauter Donnerschlag

Frank Herrmann

In den Trümmern des eingestürzten Wohngebäudes bei Miami werden noch viele Opfer vermutet. Schon beginnen Spekulationen über die Ursachen der Katastrophe.

 
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Trümmerhaufen mit Kinderbett: Miami ist nach der Katastrophe geschockt. Foto: AFP

Miami - Noch in der Nacht zum Freitag, sagt Ray Jadallah, hätten Suchtrupps Geräusche in den Trümmern vernommen. „Es klang so, als würde jemand mit irgendwas gegen Metall schlagen.“ In den Trümmern eines eingestürzten Wohnhauses in Surfside, einer Küstenstadt nördlich von Miami Beach, suchen Rettungskräfte mithilfe von Spürhunden nach Überlebenden. Jadallah, der den Einsatz leitet, äußert die vorsichtige Hoffnung, dass es gelingt, weitere Menschenleben zu retten, nachdem man am Donnerstag einen zehnjährigen Jungen aus dem Schutt gezogen hatte.

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In Surfside sind in der Nacht zum Donnerstag große Teile eines zwölfstöckigen Apartmentkomplexes eingestürzt. Videos, aufgenommen von Überwachungskameras, zeigen ein Gebäude, das in sich zusammensackte, als wäre es kontrolliert gesprengt worden wie der Kühlturm eines ausrangierten Kraftwerks.

Nur Meter trennten die Überlebenden von dem Desaster

In den ersten Stunden nach dem Unglück hatte Bürgermeister Charles Burkett die Opferbilanz zunächst mit einem Toten und zehn Verletzten angegeben. Am Freitagmorgen bestätigten die Behörden den Tod von insgesamt vier Menschen, während 159 weitere als vermisst galten. In dem Hochhaus mit der Adresse 8777 Collins Avenue befanden sich 136 Wohnungen. 55 von ihnen gibt es nicht mehr.

Raysa Rodriguez hat überlebt. Gegen halb zwei in der Nacht wurde sie von einem Rütteln geweckt, das sie zunächst an ein Erdbeben denken ließ. Auf ihrem Balkon, schilderte sie im Sender CBS, habe sie im Licht der Straßenlaternen dichte Staubwolken gesehen. „Ich rannte zur Wohnungstür, und als ich die öffnete, war da nichts mehr. Ein ganzer Gebäudeflügel, den es eben noch gab, war auf einmal verschwunden.“ Rodriguez’ Apartment liegt in dem Flügel des Hauses, der intakt blieb, während direkt daneben außer einem Schutthaufen nichts übrig blieb von den Champlain Towers South. Weil die Gefahr bestand, dass auch der äußerlich intakte Teil einstürzen könnte, wurden die Bewohner evakuiert. Einer von ihnen, der Rechtsanwalt Barry Cohen, beschrieb nächtliche Geräusche wie bei einem Gewitter, wie bei einem sehr lauten Donnerschlag.

Viele reiche Latinos unter den Bewohnern

Zu den Vermissten gehören drei Generationen einer Familie, die an einer Trauerfeier teilnehmen wollten. Zu den Vermissten gehören ein Schönheitschirurg aus Argentinien und dessen Lebensgefährtin. Sie waren nach Florida geflogen, um sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Gesucht wird nach der Schwester von Silvana López Moreira, der Frau des Präsidenten von Paraguay, und ihrer Familie. Unauffindbar waren zunächst 27 Menschen aus Lateinamerika, die in den Champlain Towers Wohnungen gekauft oder gemietet hatten.

Erbaut wurde das Wohnhaus 1981, vermarktet als elegante Residenz in Strandnähe. Nach Angaben eines Juristen der Gebäudeverwaltung hatten Experten bei einer Inspektion verrosteten Stahl und Betonschäden festgestellt. Allerdings sei so etwas bei Häusern am Atlantik nichts Ungewöhnliches. Spekuliert wird auch darüber, ob ein sinkender Untergrund die Ursache gewesen sein könnte. Der Boden im Küstengebiet von Surfside senkt sich um einige Millimeter pro Jahr. Doch das reiche nicht, um ein solches Gebäude einstürzen zu lassen, heißt es.