Es ist ein grässliches Wort: Seniorenteller. Der vordere Teil klingt nach alt und gebrechlich, der hintere nach hilflos. Denn Gerichte, die auf „-teller“ enden, werden normalerweise nur für Kinder angeboten. Von einem Manager-Teller, Sparkassenangestellten-Teller oder einem Fliesenlegermeister-Teller hat man dagegen noch nie etwas gehört. Beim Seniorenteller würde nur noch fehlen, dass die Gerichte besondere Namen bekommen. Das Max-und-Moritz-Schnitzel vom Kinderteller würde in der Seniorenversion Florian-Silbereisen-Schnitzel heißen. Kein Wunder, dass ein sportlicher Jungsenior aus Marktredwitz mit den Seniorenangeboten so seine Schwierigkeiten hat. Von einem Seniorenteller will er lieber nichts wissen. Wenn er sich aber einen schönen Tag in der Therme Obernsees gönnt, dann gerät er in einen Zwiespalt. Die Sparsamkeit gemahnt ihn, die Seniorenermäßigung in Anspruch zu nehmen; die Eitelkeit schreit laut: Nein! Aus diesem Dilemma hat der gute Mann einen Weg des Kompromisses gefunden: Steht in der Kassenschlange hinter ihm ein Trupp vom Schlage 65-jähriger Kegelbrüder aus der Oberpfalz, dann zückt er seinen Personalausweis, um 1,40 Euro zu sparen. Wartet hinter ihm aber beispielsweise die halbe Belegschaft eines Friseursalons (weiblich, jung, hübsch), dann gibt er sein Alter nicht preis und kauft die reguläre Eintrittskarte. Er gönnt sich also echten Luxus. T. S.