Das heißt, dass die Stadt und das KU Infrastruktur ihren Darlehensvertrag aufgelöst haben. Wunsiedel stehen dadurch auf einen Schlag wieder zehn Millionen Euro freie Mittel zur Verfügung. „Mit diesem Geld tilgen wir unter anderem sofort den Fehlbetrag“, sagt Lahovnik. Das KU Infrastruktur profitierte ebenfalls: Es hat nun einen neuen Darlehensvertrag mit einer Bank zu einem um 2,6 Prozent niedrigeren Zinssatz abgeschlossen. Umgerechnet auf die Laufzeit bis 2048 spart das Kommunalunternehmen drei Millionen Euro. Kein Wunder, dass KU-Geschäftsführer Krasser seinen Finanzexperten für dessen Kreativität in höchsten Tönen lobt.
Wunsiedel in einer Liga mit München, Nürnberg und Regensburg
„Normalerweise sind derartige Geschäfte mit großen Finanzinvestoren in Städten in der Größenordnung von München, Nürnberg oder Regensburg üblich“, sagt Pieringer. Große Banken oder Versicherungen investieren gerne in kommunale Infrastruktur und reichern dadurch ihr Portfolio mit einem eher konservativen, sicheren Wert an. „Wunsiedel spielt dank des KU Wun-Infra-struktur mit all ihren innovativen Energieprojekten nicht in der Liga einer 10 000-Einwohnerstadt, sondern in der Oberliga mit. Zehn Millionen Euro sind für die großen Finanzunternehmen eigentlich Peanuts, aber wir waren für sie offenbar sehr interessant“, sagt der Bürgermeister.
Krasser und Lahovnik sprechen nicht nur von einem Meilenstein für die Finanzlage, sondern von einer „Win-Win-Win-Situation“. Gewinner seien demnach die Stadt, die bei ihrer Haushaltsdauermisere endlich Licht am Ende des Tunnels sieht, das KU Infrastruktur, das Zinszahlungen spart, und die Bürger, denen die bessere Finanzlage langfristig zugute kommt.
„Noch gibt es aber reichlich Arbeit“, sagt Kämmerer Udo Kilgert. So müsse im Verwaltungshaushalt viel Geld eingespart werden. Gelingt dies, verlässt Wunsiedel womöglich schon bald die hinteren Ränge der bayerischen Kommunen, wenn es um die Schuldenbelastung geht. Das wäre dann wahrhaft eine epochale Entwicklung.