Wunsiedel Tafel sucht händeringend Nachwuchs

Auch Fahrer und Beifahrer für den Transport der Waren benötigen die Mitarbeiter der Tafel um ihren Hauptorganisator Peter Finsel. Foto: pr

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter sind meist über 70 Jahre alt. In Zeiten der Corona-Pandemie gehören sie zur Risikogruppe und brauchen Entlastung.

 
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Wunsiedel - Sie wollen Gutes tun, müssen sich aber aufgrund ihres Alters zurücknehmen: Die 40 Helfer der Wunsiedler Tafel um ihren "Cheforganisator" Peter Finsel. Das Gros der Freiwilligen hat bereits das 70. Lebensjahr überschritten und gehört damit seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie selbst zu einer Risikogruppe. Abhilfe könnten neue und vor allem jüngere Kräfte schaffen.

Tafel Wunsiedel

Derzeit werden jeden Samstag von 9 bis 12 Uhr die Lebensmittel von zwei Fahrern abgeholt. Fünf Mitarbeiter sortieren die Ware und geben sie zwischen 11.30 bis zirka 17 Uhr an bedürftige Mitmenschen aus. Wer Interesse hat, bei der Tafel in Wunsiedel mitzuhelfen, der meldet sich bei Peter Finsel unter der Telefonnummer 09232/3839.


Am 6. April hätte die Wunsiedler Tafel gerne ihren 14. Geburtstag gefeiert. Zum Jubeln war aber nach dem Lockdown im März keinem der Helfer zumute. "Zu dieser Zeit wusste keiner, wie es weitergeht", erinnert sich Peter Finsel. Bundesweit hatten bereits über 400 Tafeln geschlossen. Auch die Wunsiedler Tafel habe für einige Wochen schließen müssen, eben, weil viele der ehrenamtlichen Mitarbeiter wegen ihres Alters zur Risikogruppe gehörten.

Doch die Wunsiedler umschifften auch diese Klippe, machten sich schlau und hielten sämtliche Regeln ein, sodass sie rechtzeitig zu Ostern zum gewohnten Termin am Samstag die gefüllten Taschen an Bedürftige ausgeben konnten. Dazu war viel Vorbereitung notwendig. In der Karwoche packten die Helfer die Tüten - frisches Obst und Gemüse sowie Backwaren kamen am Ostersamstag dazu -, die dann nach langer Durststrecke von all den Menschen der Festspielstadt abgeholt werden durften, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. "Streng waren die Auflagen", betont Finsel. Mitarbeiter und Abholer mussten einen Mund-Nasen-Schutz tragen und den Mindestabstand einhalten. Auch durften die Abholer die Räume der Tafel in der Katharinenstraße nicht betreten, sondern nahmen ihre Päckchen an der Eingangstür in Empfang.

Bis zum August war die Ausgabe nur in diesem eng gesteckten Rahmen möglich. Dann sorgte ein warmer Geldregen für Erleichterung. "Wir haben - wie auch alle anderen Tafeln in der Bundesrepublik - einen Zuschuss von der Dachorganisation ,Tafel Berlin‘ erhalten", freut sich Finsel auch noch im Nachhinein. Mit der Spende waren die Tafelmitarbeiter in der Lage, weitere Hygienemaßnahmen zu ergreifen. Zunächst besorgte Finsel günstige Plexiglasscheiben und funktionierte diese zu Hygieneschutzscheiben an der Ausgabe im Inneren der Tafel um. Zusätzlich montierten die Ehrenamtler auch Hinweisschilder zur Masken- und Abstandspflicht sowie Desinfektionsmittelspender. Damit ging die Tafel am 22. August wieder fast in den Normalbetrieb über. "Allerdings dürfen sich nach wie vor nur vier Abholer in den Räumen aufhalten", erklärt der Organisator. Der Nächste darf erst eintreten, sobald eine Person die Räume verlässt.

"Damit die Ausgabe in diesen außergewöhnlichen Zeiten gewährleistet ist, suchen wir weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", appelliert Finsel an die Bevölkerung der Festspielstadt.

Benötigt werden dabei Helfer bei der Ausgabe, aber auch Mitarbeiter, die die Ware bei den Supermärkten abholen. "Es können sich selbstverständlich auch Jugendliche melden", sagt Finsel. Wer noch keinen Führerschein hat, könne sich beispielsweise als Beifahrer beim Beladen des Wagens, der inzwischen schon zehn Jahre auf dem Buckel hat und durch Spenden finanziert wird, nützlich machen.

"Nachwuchs ist bei uns immer gefragt", sagt der Rentner. Schließlich soll der Betrieb der Tafel noch so lange weitergehen, wie es nötig ist. Und auch auf die Großzügigkeit der Einwohner von Wunsiedel und seinen Ortsteilen hoffen die Ehrenamtler in der Zukunft. Aber die ist in Krisenzeiten scheinbar selbstverständlich. "Die Spendenbereitschaft sowohl von Firmen als auch von Privatpersonen ist größer als sonst", freut sich Finsel.

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