Zu 61 Prozent Mini-Jobs meist in Frauenhand

red
Das Entgelttransparenzgesetz Foto: dpa/Jens Kalaene

Mehr „Lohn-Fair-Play“ mahnt die die Gewerkschaft NGG an. Sie fordert, die Lohnschere zwischen Männern und Frauen zu schließen.

 
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Die 520-Euro-Arbeit ist weiblich: Von den rund 5400 Mini-Jobs im Landkreis Wunsiedel sind 61 Prozent in Frauenhand – im Hotel- und Gaststättengewerbe liegt der Anteil sogar bei 64 Prozent. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin. Auch bei der Teilzeitarbeit liegen demnach die Frauen vorne: Die rund 8200 Teilzeitstellen im Kreis Wunsiedel werden zu 86 Prozent von Frauen besetzt. Die NGG Oberfranken beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur. Ein Großteil der Vollzeitstellen würden in vielen Branchen nicht von Frauen eingenommen.

Mini-Job – Mini-Rente

Michael Grundl, Geschäftsführer der NGG-Region Oberfranken, spricht von einer „Lohn- und Renten-Falle“: „Teilzeitarbeit bedeutet immer ein schmaleres Portemonnaie – und auch eine kleinere Rente. Und Mini-Jobs bedeuten Mini-Renten.“ Hinzu komme, dass Frauen im Bundesdurchschnitt sieben Prozent weniger pro Stunde verdienten als Männer. Und das bei einer vergleichbaren Qualifikation, Tätigkeit und Erwerbsbiografie, schreibt die NGG Oberfranken. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen Bundesamtes.

Über Geld reden

Es sei daher wichtig, mit einem Tabu zu brechen: „Über Geld redet man nicht. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Beim Lohn sollte man in den Betrieben im Landkreis Wunsiedel aber mal eine Ausnahme machen“, sagt Michael Grundl. Überall dort, wo es einen Betriebsrat gibt, könne der auch die „Lohn-Kommunikation im Unternehmen beleben“. Ansonsten gebe es zwar auch noch einen Rechtsanspruch darauf, zu erfahren, was ein männlicher Kollege in ähnlicher Position verdient. Doch das Entgelttransparenzgesetz gelte lediglich in Betrieben mit mindestens 200 Beschäftigten. „Eine Köchin im Restaurant oder eine Verkäuferin in der Bäckerei haben davon allerdings nichts“, so NGG-Geschäftsführer Grundl. Hier solle die Bundesregierung dringend nachbessern.

Lohnschere schließen

Ziel müsse es sein, die Lohnscheren zwischen Männern und Frauen zu schließen. „Wie dick die Lohntüte ist, das darf nicht vom Geschlecht abhängen. Aber auch nicht davon, wie gut jemand das Lohnpokern beherrscht. Beim Lohn für Arbeit muss mehr Fairness her: Wir brauchen ein neues ‚Lohn-Fair-Play‘ “, fordert Grundl.

Dafür setze sich die NGG auch bei Tarifverhandlungen ein: In der Süßwarenindustrie beklagt die Gewerkschaft beispielsweise eine systematische Diskriminierung von Frauen, die in den untersten Lohngruppen die Mehrheit darstellen. Grund dafür sei ein überholter Tarifvertrag. Hier fordert die Gewerkschaft 500 Euro mehr für die unteren Tarifgruppen sowie faire Eingruppierungsregeln.

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