Draußen fallen seit Stunden dicke weiße Flocken vom Himmel, während drinnen die Heizung auf Hochtouren bollert. Es hört einfach nicht mehr auf. Ich weiß nicht, wer mir mehr leidtut: Unser Apfelbaum, der sich gerade vor drei Tagen in einen Traum in Rosa verwandelt hat und damit die Hoffnung auf eine reiche Ernte weckte, unser Ginkgo-Baum, der ebenfalls seine ersten kleinen lindgrünen Blättchen vertrauensselig in die Luft reckte, mein alter Fliederbusch, der unter der schweren Last nun schier zusammenbricht, oder doch meine Kinder, die schon wieder einmal ihre Osternester im Haus suchen mussten. Das Wetter, es macht heuer auf Donald Trump. Zuerst kündigt es vollmundig etwas an, um nur kurze Zeit später eine Kehrtwende von 180 Grad hinzulegen. Und dabei schämt es sich noch nicht einmal. Angesichts der inzwischen geschlossenen Schneedecke, die unseren erwachenden Garten wieder in Tiefschlaf versetzt, ist es auch kein Trost, dass ein Wintereinbruch mitten im April nichts Ungewöhnliches ist und vielleicht den ein oder anderen Pollenallergiker gar nicht einmal so ungelegen kommt. Meine innere Uhr, bereits hochgradig auf Frühling eingestellt, rebelliert trotzdem. Gerade schaut meine Jüngste bei mir vorbei. Sie ist noch im Schlafanzug und hat mir ein Bild gemalt. Gemeinsam suchen wir einen Platz, wo wir ihr Werk aufhängen können. "Da wäre es doch schön", schlägt die Künstlerin vor. Kurze Zeit später und dank einer halben Rolle Tesafilm hat sich mein Blick auf die Welt verwandelt. Wenn ich jetzt aus dem Fenster schaue, sehe einen Hasen in einer bunten Blumenwiese sitzen. Die Sonne lacht vom Himmel. Überall flattern Schmetterlinge. Bienen summen und am oberen Rand prangt ein "Für Mama". Was Trump-Berater können, kann meine Tochter schon lang. Nur mit dem Unterschied, dass mir ihre alternative Fakten eindeutig besser gefallen.