Meine Älteste brennt vor Entrüstung. Noch bevor ich darüber nachdenken kann, was daran so schlimm sein soll, folgt die Erklärung. "Ehrlich, das ist so gemein vom Herrn …!" (Aus Datenschutzgründen wird an dieser Stelle auf die Namensnennung verzichtet.) Ich warte immer noch. "Die 5a geht ins Schwimmbad und die 5c geht ins Kino! Alle machen etwas Tolles. Und wir?!"

Ich schwanke zwischen Belustigung und echter Anteilnahme. "Aber Wandern kann doch auch ganz schön sein! Und schließlich heißt der Tag ja auch WANDERtag, mh?", versuche ich, eine Lanze für ihren Lehrer zu brechen. Vergebens. Meine Tochter schäumt weiter. "Das ist voll langweilig!" Missmutig stochert sie in ihren Nudeln herum. "Wohin geht’s denn?", will ich wissen. Meine Frage wird mit einem Achselzucken beantwortet. "Ist doch egal. Wandern ist doof!" Eine Woche später ist es so weit. Das Wetter ist im Gegensatz zur Laune meiner Tochter ganz passabel. "Du wirst es schon überleben", gebe ich ihr mit auf den Weg. Sechs Stunden später ist sie wieder zu Hause. "Und wie war’s?", frage ich. Meine Tochter ringt sich ein Grinsen ab. "Och, eigentlich ganz gut! Wir haben im Wald ein Quiz gemacht. Und unsere Gruppe hat gewonnen! Einen Gutschein für ein Hausaufgabenfrei!" Meine Tochter verdrückt ihren dritten Pfannkuchen. "Ganz schön cool von eurem Lehrer, oder?", hake ich nach. Sie nickt. "Super cool sogar!" So schnell wendet sich also das Blatt zum Guten, wenn man elf Jahre alt ist.