Meine Jüngste und ihr bester Freund Valentin haben ihre erste Beziehungskrise. Wobei meine Tochter eindeutig mehr darunter leidet. Denn war sie – zumindest glaubte sie das – noch gestern die Nummer eins in Valentins Leben, ist sie heute auf Platz zwei abgerutscht.

Nein, es ist keine andere Frau im Spiel. Es ist die angeblich schönste, sagen wir besser, die zweitschönste Nebensache der Welt im Leben eines Mannes. Den Achtjährigen hat, wenn auch spät, das Fußballfieber gepackt. Bis vor Kurzem interessierte ihn das runde Leder nicht die Bohne. Stattdessen dozierte er lange und gerne über die PS-Zahl bestimmter Automarken. Davor hatten es ihm Rassehunde angetan und noch ein bisschen früher liebte er Lego. Doch seit er das erste Mal seinen Fuß auf den heiligen Rasen des örtlichen Fußballvereins setzte, gibt es kein Halten mehr. Einmal die Woche tritt er mit seinen Mannschaftskameraden gegen den Ball, nach der Schule trifft er sich mit seinen Kumpels auf dem Bolzplatz. Dazwischen fachsimpelt er über die Bundesliga, den FC Bayern und Jérôme Boateng.

Meine Jüngste reagierte zunächst, wie frau eben so reagiert. Sie mimte die beleidigte Leberwurst. Weder mein Hinweis, dass sie schließlich auch Basketball spiele, noch der Vorschlag, doch einfach mal beim Fußball mitzumachen, fanden bei ihr Gehör. Schließlich griff sie zu einer Strategie, auf die die Damenwelt wahrscheinlich schon seit Menschengedenken setzt, wenn es um die Rückeroberung eines Mannes geht: "Mama, kannst du vielleicht Bastis Mutter anrufen und fragen, ob er zu mir kommt?" Ich nickte. "Der spielt wohl kein Fußball?", hakte ich nach. "Nö", antwortete sie. "Aber wenn der Valentin das mitkriegt …", unkte sie bedeutungsvoll. Auch wenn ich es nicht für gutheißen sollte, dass meine Achtjährige einen Klassenkameraden auf derart schamlose Weise ausnutzt: In solchen Dingen müssen wir Frauen einfach zusammenhalten. Und in allen anderen auch.