Eigener Inhalt Operation "Langer Atem"

Wolfgang Plank
 Foto: AdobeStock

Große Sport-Erfolge beginnen mit kleinen Schritten. Aber irgendwann muss man halt mal anfangen.

 
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Na, vergangenen Sonntag wieder mal voller Respekt nach Berlin geschaut? Womöglich mit ein ganz klein bisschen Neid? Derart viel Anstrengung, Durchhaltewillen und Kampf bis zuallerletzt. Wahnsinn! Ach so – die große Koalition unter Angela Merkel ist selbstverständlich nicht gemeint. Noch nicht mal die Opposition. Wenngleich man sich von Stimm-Kämpfern aus allen Parteien zur Bundestagswahl ähnlichen Einsatz gewünscht hätte.

Nein, die Anerkennung gilt den Teilnehmern beim Sportereignis der Hauptstadt schlechthin: Berlin-Marathon. Da, wo die Besten der Guten jeden verdammten Kilometer unter drei Minuten gelaufen sind. Einen derart langen Atem würde man gerne mal der Politik wünschen. Und das ist ja erst der Anfang. Kommenden Sonntag (8. Oktober) starten die Helden der Langstrecke in München schon wieder über die 42,195 Kilometer – und am Samstag darauf (14. Oktober) wird rund um Kailua Kona das Hochamt des Ausdauersports gefeiert: der Ironman auf Hawaii. 3,8 Kilometer Schwimmen im offenen Meer, 180 Kilometer auf dem Rad durch die Lava-Wüste und dann in meist sengender Hitze noch ein Marathonlauf.

Das kann man vor dem Fernseher toll finden – aber durchaus auch als Ansporn nehmen. Keinesfalls als Ausrede. So von wegen: Müssten wir nicht andauernd unserer Arbeit nachgehen, hätten wir auch genügend Zeit für Training. Logisch. Deshalb soll der Profi ja gar nicht der Maßstab sein. Noch nicht mal unbedingt der ambitionierte Amateur. Aber nur TV-Sport macht halt nicht wirklich fit.

Das Blöde daran: Erfolge im Sommer erarbeitet man sich im Winter. Und also wäre es klug, so langsam in die Gänge zu kommen. Egal, was man als Ziel für nächstes Jahr so anpeilt – viel Zeit bleibt nicht mehr, um endlich mit dem Training anzufangen. Ein paar Runden um den Block laufen, frühmorgens ein bisschen Schwimmen oder nach Dienstschluss eine gepflegte Ausfahrt im Sattel. Hauptsache, der Körper kommt mal wieder ordentlich in Schwung.

Am wenigsten Muße bleibt denen, die um den Jahreswechsel herum schon auf ganz schmale Bretter steigen wollen. Die Technik – sei es nun klassisch oder im Skating-Stil – fordert den eher ungeübten Langläufer ohnehin genug. Da sollte wenigstens die Kondition stimmen. Und bei den ersten Flocken ist es definitiv zu spät, sich noch auf Muskeltraining oder Gymnastik zu besinnen.

Aber auch für Läufer und Radfahrer gilt: Jetzt starten, solange das Wetter noch halbwegs schick und die Temperatur erträglich ist. Niesel, Nebel und Nachtfrost kommen noch früh genug. Und was man im hoffentlich goldenen Oktober noch an Kilometern abspulen kann, nimmt einem keiner mehr. Vor allem aber ist man denen gegenüber klar im Vorteil, die erst in der Silvesternacht schwören, dass sie im neuen Jahr aber nun ganz bestimmt und dermaßen was von …

Und im neuen Jahr tut sich vieles, was Appetit macht auf Bewegung. Mindestens mal Olympische Winterspiele, Fußball-WM und Leichtathletik-EM. Jedenfalls deutlich mehr als in Sachen Urnengang, wo die Bayern und Hessen im Herbst ihre Landtage wählen. Spätestens bis dahin aber wollen wir ja längst bei denen sein, die den langen Atem haben.

Übrigens: Heute wäre ein guter Tag, um schon mal mit lockerem Training anzufangen . . .