Eigener Inhalt Schnellen Schrittes

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Höchste Zeit, was für die Ausdauer zu tun. Erste und schwerste Übung: wirklich wollen.

 
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Mal ehrlich: Seit Ostern gibt es kaum noch gute Ausreden. Wetter passt, Temperatur auch – und irgendwann sind auch mal all die anderen Projekte erledigt, die man sich andauernd vorgenommen hat. Wir könnten also tatsächlich ein bisschen was für unsere Ausdauer tun. Ziele, auf die man zulaufen kann, gibt es genug. Die Kalender sind voll mit Veranstaltungen jedweder Länge.

Zu Silvester hatten wir es uns doch ganz fest vorgenommen mit dem Sport. Und nun? Jammern wir, weil es morgens ja jetzt noch eine Stunde früher ist – und abends zwar länger hell, aber eben doch schon so spät. Im Schatten zu kühl, in der Sonne zu warm. Richtig Zeit hat man eigentlich auch nie. Irgendwas ist schließlich immer. Von all den kleineren und größeren Wehwehchen gar nicht zu reden.

Ist selbstverständlich Mumpitz. Für alles andere nehmen wir uns ja auch Zeit. Und es muss ja zum Auftakt auch nicht gleich ein Halbmarathon sein. Vor allem nicht am Anfang der Läufer-Karriere. Gepflegte Runde um den Block reicht für Anfänger und Wieder-Einsteiger völlig. Nach oben ist schließlich unendlich Luft.

Apropos: Genau die sollte erst mal nicht ausgehen. Wer japsend und mit hochrotem Kopf dahinhastet, tut sich erstens keinen Gefallen und verliert, zweitens, schneller die Lust, als er zu Hause nach einem alkoholfreien Weißbier greifen kann. Dann lieber langsamer unterwegs sein, dafür aber regelmäßig.

Eines schönen Tages kann man sich dann auch mal der großen Herausforderung stellen. Den ersten "Zehner" zum Beispiel. Um sich die Menge, vor sich die Strecke. Die Hand an der Armbanduhr mit Stopp-Funktion. Wartend, dass endlich der Schuss fällt. Weil es dann gilt. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Egal, wie hart die Waden sind – und wie weich die Knie. "Did not start" kann immer mal vorkommen, "did not finish" zeigt, dass man aufgegeben hat. Ergebnislisten können grausam sein.

Doch wer ordentlich trainiert hat, muss sich ums reine Ankommen wenig scheren. Zumal dann, wenn man die Strecke halbwegs realistisch gewählt hat. Allenfalls mit der Zeit ließe sich hintennach hadern. Aber warum eigentlich? Viel wichtiger ist es doch, bis zur Ziellinie durchgehalten zu haben. Dort werden einem mit einem letzten Schritt all die Schmerzen vergolten, der Schweiß und die Schinderei. Mit dem einzigartigen Hochgefühl, es bis an die eigenen Grenzen geschafft zu haben – und vielleicht noch ein bisschen darüber hinaus.

Wer Gefallen findet und auch mal Richtung Halbmarathon schielt, muss größere Opfer bringen. Lange und noch längere Läufe. Regelmäßig, bei jedem Wetter – und eben auch mal, wenn’s zwickt. Wenn andere noch in den Federn liegen oder längst beim Feierabend-Bierchen sitzen. Der wahre Kampf ist nicht der gegen Uhr oder Strecke. Es ist der gegen all die Ausreden.

Ein Halbmarathon ist hart, manchmal auch sehr hart. Aber anders als die volle Distanz auch noch schaffbar, wenn man nicht jede freie Minute in Laufschuhen unterwegs ist. Doch trotz allen Trainingseifers sollte man sich das Schicksal des Pheidippides Mahnung sein lassen. Das war jener Grieche, der 490 vor Christus mit der Nachricht vom Sieg über die Perser von Marathon nach Athen gesaust und dort tot zusammengebrochen war. Den Namen der Schlacht kennt jedes Kind, den des Boten aber kaum jemand.