Eigener Inhalt 30 Jahre MX-5: Kult und knapp

Wolfgang Plank

Als der MX-5 1989 debütierte, war er nicht einmal vier Meter lang und nur 1,23 Meter hoch. Sein Gewicht von unter einer Tonne war optimal hälftig verteilt, weil der Motor hinter die Vorderachse wanderte und die Batterie in den Kofferraum. Trotzdem bot das Gepäckabteil Platz für einen Ausflug zu zweit.

 
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Man mag den Trend beweinen, aufzuhalten scheint er nicht: Die Autos werden immer noch größer und noch schwerer - und es kommt beinahe einem Umsturz gleich, wenn wenigstens ab und an ein Hersteller sich ein Herz fasst und etwas Leichtes, Flinkes und Wendiges auf die Räder stellt.

Im Grunde war das vor 30 Jahren nicht wirklich anders. Doch dann wagte Mazda einen Schritt, der dem Konzern Fans in aller Welt bescheren sollte. Die Idee dazu stammte von Bob Hall, einem Motorjournalisten. Gehör fand er bei Kenichi Yamamoto, dem Chef der Mazda-Entwicklungsabteilung. Heraus kam am Ende ein Roadster, der die Welt erobern sollte: der MX-5.

Der war schon damals Freude pur. Der 1,6-Liter-Motor leistete 115 PS – und die Schaltwege waren die kürzesten, die sich mit damaliger Serientechnik bauen ließen. Für maximalen Kurvenspaß offerierte Mazda ein Sperrdifferenzial – die sensationellen Klappscheinwerfer indes waren Serie.

Ein Renner war der MX-5 aber auch, weil er großen Spaß für kleines Geld bot. Nicht zuletzt deshalb fanden in mittlerweile vier Generationen mehr als eine Million Exemplare einen Käufer – erfolgreicher ist bis heute kein Roadster. Auch mit Touchscreen und beheizbaren Ledersitzen bleibt Mazda dieser Philosophie treu. Und auch der, dass der Fahrer nicht nur im Zentrum steht, sondern fast genau dort sitzt. Tief und nahe beim Schwerpunkt.

Das gilt auch für die Geburtstags-Edition in exklusivem Racing Orange samt gleichfarbiger Bremssättel, Recaro-Sitzen, Bilstein-Dämpfern – und selbstverständlich dem Zwei-Liter-Motor mit schnuckeligen 184 PS. Und eine Sperre ist bereits ab Werk verbaut. Das Blech bedeckt gerade noch die Räder, schon die Bezeichnung Überhang wäre vermessen. Hauptsache kompakt und keinen Millimeter größer als nötig. Wo sonst wäre man stolz darauf, aktuell den kleinsten Innenraum aller Baureihen zu präsentieren?

Doch all das wäre nur der halbe MX-5. Richtig Laune kommt erst auf, wenn man obdachlos unterwegs ist. Das Stoffverdeck lässt sich mit einer Hand entriegeln und nach hinten schubsen. Geht in drei Sekunden und sogar während der Fahrt. Mindestens ebenso pfiffig aber ist die ganzjährige Option: feste Blechkuppel – und wahlweise Luft nach oben.

Also haben sie der bemützten Ausgabe auch die Klappdach-Version RF an die Seite gestellt. Und wo, wenn nicht in Origami-Land, säßen die Großmeister jener Kunst, ein dreiteiliges Deckengewölbe ohne Kofferraum-Verlust in ein winziges Zweisitzer-Heck hineinzufalten?

Zwar ist auch eine Automatik im Angebot – aber stilecht verlangt so ein Frechflitzer nun mal nach echter Handarbeit. Die Lenkung ist nur um die Mittelstellung ein klein wenig gefühllos, durch Kurven jedoch lässt sich der MX-5 höchst präzise zirkeln. Allzu viel Übermut bremst das sensible ESP; allerdings gibt es da links neben dem Lenkrad einen kleinen Kippschalter…

34 190 Euro kostet der MX-5 in der limitierten Auflage, mit heißem Blechdach 2600 Euro mehr. Allerdings sind nur 350 Autos für Deutschland bestimmt. Warten ist also keine echte Option. Das galt schon vor 30 Jahren.