Eigener Inhalt Circuito Ascari mit Walter Röhrl: "Geht schon hurtig dahin"

Wolfgang Plank
Motorsportredakteur Wolfgang Plank hat neben Motorsport-Ikone Walter Röhrl Platz genommen Quelle: Unbekannt

Sogar der Meister höchstselbst zeigt sich zufrieden. Was im Grunde schon ein großes Lob ist, denn zum Überschwang neigt der Mann nicht. Klar, ein Heckmotor habe eine noch etwas bessere Traktion, aber dafür sei das Handling des 718 richtig toll, sagt er. Weil er es gut meint mit Laien. Solchen, die vor dem Losfahren eben nicht ganz lange die ESP-Taste drücken.

 
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Verglichen mit Walter Röhrl gibt es fast nur Laien. Und als zweifacher Weltmeister, vierfacher Monte-Sieger und Noch-Immer-Ikone des Rallyesports darf man die Dinge selbstverständlich ein klein wenig anders sehen. Auch dass Elektronik eben nicht automatisch Unterstützung bedeutet. Jedenfalls dann nicht, wenn der Meister Platz nimmt.

Er tut es auf dem Circuito Ascari nahe der Stadt Ronda in der Provinz Málaga. Gute fünf Kilometer Rennstrecke. Dreizehn Kurven nach links, dreizehn nach rechts, ordentlich Höhenunterschied. "Ein bisschen wie Nordschleife", sagt Walter Röhrl. Und dass es da "schon hurtig dahingeht". Das ist mehr als ein Kompliment.

Zwei Zehntel Luftdruck will er noch aus den hinteren Reifen haben. Dann der lange Druck auf die ESP-Taste. Kein automatischer Bremseingriff soll stören, nur weil ein irgendein Sensor meint, derart zügig könne man wohl schwerlich bei voller Kontrolle unterwegs sein. Man kann nämlich. Und zwar so was von.

Bitter ist allein, dass es so unsagbar leicht aussieht. So als könnte es tatsächlich jeder. Keine hektische Korrektur am Lenkrad, kein hastiges Schalten, kein unnötiges Rutschen. Leitplanken rasen vorbei, Reifenstapel, Bäume. Walter Röhrl ist die Ruhe selbst. Hochkonzentriert und doch tiefenentspannt. Eins mit dem Auto. Wissend, dass es nichts nun würde, was er nicht will. Was muss das für ein Gefühl sein…

Bei Start und Ziel drückt er die Stoppuhr. Immer an derselben Stelle. Andere hätten gut damit zu tun, die Schikane dort richtig zu erwischen – und was macht Walter Röhrl, der Perfektionist? Er nimmt sich die Zeit, die Zeit zu nehmen. Gefühl könnte täuschen, der Zeiger nicht.

Vier Runden dauert die Hatz. Stets dieselbe Linie, dieselben Bremspunkte, derselbe Lenkeinschlag. Es könnte weitergehen bis der Tank leer ist und nichts daran würde sich ändern. Weil es die ideale Linie ist, der exakte Zeitpunkt für Verzögerung und der rechte Winkel für das Volant. Jeder Zentimeter abseits, jedes Grad würde Zehntel kosten. Und Zufriedenheit. Mag der Gummi mit der Zeit nachlassen, der Meister tut es nicht.

Die Ehrfurcht vor seinem Fahrstil steigt mit der Kurvengeschwindigkeit. Lange, schnelle Rechts, man sollte tunlichst bremsen. Selbst mit ESP. Walter Röhrl denkt gar nicht an das mittlere Pedal. Weil er es nicht braucht. Weil er der Meister ist. Wenigstens verrät er wie’s geht. "Wennst‘ bei der Elektronik alles weg hast", sagt er, "musst scho mal a Handbreit aufmachen." Ja dann . . .