In der Schweiz sind sie da weiter: Dieser Tage hat Hyundai die ersten zehn Wasserstoff-Lkw "Xcient Fuel Cell" für die mehrwöchige Seereise Richtung Alpenrepublik verschifft. Nach der Ankunft in Bremerhaven werden sie weitertransportiert und Anfang Oktober übergeben. Bei der kostbaren Fracht handelt es sich um die weltweit ersten in Serie produzierten schweren Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellen. Bis Jahresende sollen es 50 sein, bis 2025 dann schon 1600.
Anders als vergleichbare Modelle ist der "Xcient Fuel Cell" keine Studie, sondern ein serienreifer Laster. Für Vortrieb sorgen zwei Brennstoffzellen mit je 95 Kilowatt. Die sieben Tanks an Bord bringen einen 34-Tonner mit Kühlaufbau 400 Kilometer weit. Selbst in Schweizer Topographie. Und das ist erst der Anfang. Parallel entwickelt Hyundai für den Fernverkehr bereits eine Zugmaschine mit einer Reichweite von 1000 Kilometern.
Warum aber startet das Pilotprojekt angesichts der EU-Wasserstoffstrategie ausgerechnet in der Schweiz, die ja eben gerade nicht zur EU gehört? Antwort: Die Eidgenossen waren schlicht schneller. Mark Freymueller, Chef von Hyundai Hydrogen Mobility: "Als das Projekt vor einigen Jahren geplant wurde, war der ‚Green Deal‘ noch nicht absehbar." Wohl aber das Modell der künftigen CO2 Besteuerung – und der klare Wille der Politik. Denn während hier zu Lande der Diesel subventioniert wird, sind in der Schweiz die Kosten deutlich höher. Und die Chancen zum Wandel größer. Freymueller: "Die Einsparungen durch Steuerwegfall bei emissionsfreien Lkw sind so hoch, dass Brennstoffzellen eine echte Alternative darstellen."
Generell prüft Hyundai eine Ausweitung des Modells auf andere Länder Europas. Das Interesse sei groß, sagt Freymueller. Sehr viele potenzielle Abnehmer hätten sich gemeldet. Doch die politischen Rahmenbedingungen machen wenig Hoffnung. "Solange dies nicht angegangen wird, ist ein Projekt dieses Umfangs in Deutschland deutlich schwerer durchzuführen."
Dabei preist EU-Klima-Kommissar Frans Timmermans die Brennstoffzelle. Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energie sei nicht nur Klimaretter, sagt er, sondern auch Wachstumsmotor in der Corona-Krise. Würde der "Green Deal" greifen, könnte bis 2050 ein Viertel der EU-weiten Energienachfrage mit Wasserstoff gedeckt werden. Heute sind es zwei Prozent.