Wie stark und sicher ist da doch das eigene Auto. Einer Festung auf Rädern gleich bietet es stählernen Schutz gegen all das Ungemach da draußen. Man ist unterwegs und doch abgeschirmt zu Hause. Kein zufälliger Kontakt, kein verseuchtes Aerosol, keine heimtückischen Tröpfchennieser – eine Fahrgast-Zelle im Wortsinn. Womöglich hatten all jene doch nicht gänzlich unrecht, die die Welt schon immer als Krisengebiet empfanden und sich beizeiten in ein SUV flüchteten. Was, wenn nicht eine Art Expeditionsfahrzeug könnte besser das Gefühl vermitteln, selbst in feindlicher Umgebung bestehen zu können?
Und die kam nicht erst mit dem Virus. Erinnern wir uns zweieinhalb Jahre zurück: Herbststurm "Xavier" wütete die halbe Republik in den Ausnahmezustand. Auch und ganz besonders die Hauptstadt Berlin. Als die ersten Äste fielen, war es vorbei mit dem öffentlichen Nahverkehr. Sämtliche Stadtbusse stellten umgehend den Betrieb ein, ebenso Züge und S-Bahnen. Gerade mal im Untergrund verkehrten noch ein paar wenige Waggons.
Das einzige, was zuverlässig fuhr, waren – Autos. Ganz normale, angeblich so altmodische und überflüssige Autos. Jedenfalls so lange, bis es in der Folge wieder mal zu viele wurden. Doch wer keines hatte, war gänzlich aufgeschmissen. Und zwar bis spät in die Nacht. Kein Wunder, dass sämtliche Mietwagen innerhalb von Minuten ausgebucht waren. Lieber zähfließender Verkehr als gar keiner, lieber ein Umweg als durchnässt und ohne Chance auf Weiterkommen. Erst in der Krise zeigt sich, wie belastbar all die schönen Theorien wirklich sind. Oder eben nicht.
Dabei ist die Erkenntnis nicht neu: Tobt das Chaos, gewinnt das Physische an Bedeutung. Sogar beim Auto. Wie der Goldbarren in einer taumelnden Welt aus Kurzarbeit, Pleiten-Welle, Börsen-Crash und Rettungs-Billionen. Dabei galt lange die Auffassung, eigenes Blech werde bei der Mobilität von morgen keinerlei Bedeutung mehr haben – die entscheidende Frage sei allein, wer die schnellere Software habe und die klügeren Algorithmen.
Und so fühlt man sich irgendwie an Hitchcock erinnert. Im Horror-Klassiker "Die Vögel" gelingt die Flucht aus tödlicher Gefahr – richtig: in einem Auto. Nicht auszudenken, hätte Anwalt Mitch Brenner alias Rod Taylor keinen Aston Martin DB2/4 gehabt, sondern eine Carsharing-App …