Eigener Inhalt Es dröhnt so grün ...

Wolfgang Plank

Mit dem Film "Bullitt" machte Steve McQueen den Ford Mustang unsterblich. Jetzt gibt es das Sondermodell neu.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Zum Glück sind es nicht sehr viele. Aber es gibt ihn tatsächlich auch in schwarz. Einen Wagen, der im Original grün war. Genauer: "Dark Highland Green". Und der sich eben auch dunkelhochlandgrün gehört, wenn man ihn nachbaut. So wie eine Radkappe eben silbern ist – und ein Feuerball rot. Ein Mustang, der den Namen "Bullitt" trägt, muss grün sein.

War der 68-er 390 GT Fastback schließlich auch, mit dem Steve McQueen alias Lieutenant Frank Bullitt neun Minuten lang ein Killer-Pärchen in einem Dodge Charger durch die Straßen von San Francisco jagte. Kult. Schon damals. Und bis heute der bekannteste von weit über 3000 Auftritten, die der Mustang in Film und Fernsehen hatte.

Vor 50 Jahren ließ Ford den ersten von der Koppel, und die Begeisterung kannte keine Grenzen. Ein Mann, so erzählt man sich, hatte eben das Bietergefecht um das erste Wildpferd überhaupt im Autohaus von Garland/Texas gewonnen. Doch es sollte bis zum nächsten Morgen dauern, bevor die Bank die Deckung seines Schecks bestätigen würde. Zeit, in der viel Unwägbares passieren konnte. Und so schlief der stolze Käufer vorsichtshalber im Wagen. In seinem Mustang. Sicher ist sicher.

Bis heute hat Ford mehr als zehn Millionen Exemplare seines Klassikers an sehr viele Männer und sehr wenige Frauen gebracht. Er ist damit der meistverkaufte Sportwagen der Welt. Der erste Mustang mit der Seriennummer VIN 001 ist 1964 vom Band galoppiert: mit 164 PS, drei Gängen – aber eben schon mit einem V8.

Damals musste man einen Schlüssel drehen, heute reicht ein sanfter Druck auf einen kleinen Knopf. Und dann ist es da, das Gänsehaut-Gefühl. Ein tiefes, sonores Grollen, gepaart mit leichtem Zittern. So muss es nahe bei einem Vulkan sein, der kurz vor dem Ausbruch steht. Mit dem feinen Unterschied, dass man hier die Eruption steuern kann. Man muss nur den rechten Fuß nach unten drücken, schon entlädt sich mit heiserem Dröhnen die Urgewalt eines riesigen Saugmotors. Acht Zylinder, fünf Liter Hubraum, ein Begriff: Mustang.

In sechster Generation bauen sie die Legende. Und erstmals wird sie weltweit exportiert. Soll heißen: Auch hierzulande kann man die Sportwagen aus Michigan bei ausgewählten Ford-Händlern ordern. Ohne Ford-Logo allerdings. Ein Mustang trägt im Grill das galoppierende Pferd. Bis auf das Sondermodell "Bullitt". Sein Markenzeichen ist, dass es kein Zeichen hat. Weil man auch so weiß, womit man es zu tun hat. Es gibt zehn PS mehr, kaum Chrom – und eine Billardkugel als Schaltknauf.

Vor allem ist der "Bullitt" ungehobelt. Seine Front hat nichts Subtiles. Es ist das Gesicht einer Faust. So wie das ganze Auto: hart und kompromisslos. Mit elektronischen Helfern, aber eben auch mit 460 PS an der gesperrten Hinterachse, die nach fester Hände Arbeit verlangen – und nach Gefühl im Gasfuß. Heck auf Kurs halten ist nun mal kein leichter Job bei 530 Newtonmetern Drehmoment im Rücken. Wer in Stellung Sport+ die Zügel schießen lässt, erlebt ein wildes Pferd, das mit aller Kraft nach vorne stürmt. Manchmal eben auch quer. Trotz Einzelradaufhängung.

Das Fahrwerk ist angenehm straff, die Lenkung in drei Stufen einstellbar, und mit gewaltigen Brembo-Zangen bekommt man den Mustang auch schnell wieder an die Kandare. Aber es muss gar nicht der wilde Aufgalopp sein. Viel schöner ist der entspannte Ausritt mit Blick auf das Flugzeug-Cockpit, die verchromten Kippschalter – und dem wunderbaren Gefühl, ein kleines Zucken im rechten Fuß würde reichen…

Und: Einen billigeren Achtzylinder gibt es bei keiner anderen Marke. 52 500 Euro für die geschaltete "Bullit"-Version. Macht gerade mal 115 Euro pro PS. Ein unschlagbarer Preis für einen Blick auf fast zwei Meter Motorhaube mit zwei mächtigen Metallwülsten. Doch genau das ist die Philosophie des Mustang seit 50 Jahren: großer Hubraum für halbwegs kleines Geld. Heutzutage inklusive Klimaanlage, Klappenauspuff, Rückfahrkamera, Audio-System, Xenon-Licht und 19-Zoll-Felgen.

Selbstverständlich ist das ganze Gefährt unvernünftig, und kein Mensch auf der Welt braucht es wirklich. Aber was wäre diese Welt, wenn nur mehr Vernunft am Werk wäre in den Motorräumen? "If you don’t like this car, you don’t like cars”, hat Ford-Chairman Bill Ford bei der Vorstellung der sechsten Generation Mustang gesagt. "Wenn Sie dieses Auto nicht mögen, mögen Sie keine Autos." Selten war ein Satz treffender.

Und was das Schwarz angeht: Schwarz war der Dodge Charger. Der mit den Finsterlingen am Steuer. Der durch einen Regiefehler fünf von vier Radkappen verliert und schließlich im Feuerball einer explodierenden Tankstelle endet. Deshalb: grün.