Eigener Inhalt Flop einer Vision: Die edlen Tropfen des Edmund Rumpler

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Am Ende von "Metropolis" dienen sie nur mehr als Scheiterhaufen. Jene so ungewöhnlichen Fahrzeuge, die zur Zeit von Fritz Langs Stummfilm-Klassiker von 1927 das Aufsehenerregendste waren, was die Auto-Technik zu bieten hatte: die "Tropfen-Wagen" des Edmund Rumpler.

 
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Am 23. September 1921, auf den Tag vor 96 Jahren, hatte der Mann, der eigentlich Flugzeuge konstruierte, auf der Berliner Automobilausstellung den ersten stromlinienförmigen Kraftwagen der Welt vorgestellt. Windschlüpfigkeit ist den bisherigen Karossen fremd. Wer auf sich hält, fährt mit wuchtigem Grill und satter Leistung. "Aerodynamik ist für Leute, die keine Motoren bauen können", wird irgendwann selbst Enzo Ferrari sagen.

Doch Edmund Rumpler geht den komplett anderen Weg: Die Karosserie ist einem Tropfen nachempfunden, und zum ersten Mal werden an einem Auto gewölbte Glasscheiben verwendet. Der Wagen verfügt über einen Mittelmotor – hinter den Insassen, aber noch vor der Hinterachse – und einzeln aufgehängte Räder. Eine Mischung aus Schiffsrumpf und fahrender Zigarre.

"Der ideale Stromlinienwagen", hieß es damals in der Werbung. "Kleinster Luftwiderstand, geringster Brennstoffverbrauch, niedrigster Reifenverschleiß." Doch so ganz stimmt das nicht. Der Spritverbrauch ist hoch, zudem läuft der 2,3-Liter-Fächermotor unruhig und die Lenkung flattert. Noch nicht mal einen Kofferraum hat das Auto, bei dem bis zu vier Passagiere hinter dem Fahrer sitzen konnten. Das wohl größte Manko aber: Der edle Tropfen ist fast doppelt so teuer wie ein Mercedes.

Rumpler nimmt die Kritik ernst. Er wechselt auf einen Reihen-Vierzylinder von Benz mit 2,6 Litern Hubraum. Dessen 50 PS beschleunigen den Wagen auf 115 Stundenkilometer. Obendrein wird der Wagen um ein Gepäckabteil verlängert.

Doch breiter Zuspruch bleibt aus. Rumpler versucht das Auto in Berlin an Taxifahrer zu verkaufen – mit mäßigem Erfolg. Nach vier Jahren und nur rund 100 in Berlin-Johannisthal gebauten Exemplaren kommt das Aus für die Vision. Einen der letzten Tropfen-Wagen schenkt Rumpler dem Deutschen Museum in München. Dort steht der Wagen noch heute. Er soll – neben einem weiteren im Berliner Technik-Museum – das einzig verbliebene Original sein.

Die erste Ölkrise bescherte Rumplers Idee einen späten Durchbruch. Der sparsame Umgang mit Energie rückte ins Bewusstsein – und mit ihm gewann auch die Stromlinienform wieder an Bedeutung.

Erst 1979 wurde in einem Windkanal von VW ermittelt, was man 1921 noch nicht messen konnte: den cW-Wert von Rumplers Konstruktion. Mit 0,28 könnte der Tropfen-Wagen auch heute noch bestens bestehen.