Eigener Inhalt Hyundai N-Line Das Auge fährt mit

Wolfgang Plank

Motorsport können sie bei Hyundai. Der i20 WRC ist in der Rallye-Weltmeisterschaft siegreich, der i30 TCR in der Tourenwagen-WM. Was lange fehlte, war die Verbindung zum Alltag.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ein Auto, das all die Rennsport-Emotionen auf die ganz normale Straße bringt. Und also haben sie 2017 den i30 N gebaut: N steht für eine stilisierte Schikane, für die koreanische Testzentrale Namyang – und für Nürburgring.

Mitte 2013 schon sind sie in die Eifel gezogen. Nach Meuspath. Als Außenstelle des europäischen Zentrums Rüsselsheim. Nicht, weil man bei Hyundai in Ruhe entwickeln will – im Gegenteil: Einen Steinwurf entfernt liegt die Döttinger Höhe, Zielgerade der Nordschleife. Wer in Sachen Sportlichkeit auf sich hält, testet eben auch und vor allem am Ring. Was auf der härtesten Rennstrecke der Welt hält, hält überall.

An Power haben sie nicht gespart. 275 PS bringt der Zwei-Liter-Turbo in der Performance-Version für knapp 34 000 Euro – inklusive elektronisch gesteuertem Differenzial und Klappen-Auspuff. Den ersten echten Sportler des Hauses, so die Philosophie, sollen auch Jüngere bezahlen können. Denn eines ist den Hyundai-Strategen klar: Wer den König der Kompaktklasse angreift, muss sich auch dem GTI stellen. In Preis und Leistung.

Vor allem aber ist Verlass auf den i30 N. Gerade wenn man eben kein Profi ist. Dafür sorgen das adaptive Fahrwerk und ein willig gehorchendes Heck. Ein Auto, das sich sensationell präzise dirigieren lässt. Für echte Kurvenfreude und den wohligen Schauer zwischendurch.

Und natürlich kann man mit dem i30 N ganz normal zum Einkaufen fahren. Mit vier Türen, ordentlich Platz und schickem Touchscreen. Aber eben auch dahin, wo das Geläuf üblicherweise nicht von Leitpfosten begrenzt ist, sondern von rot-weiß lackierten Curbs. Genau dafür lassen sich verstellbare Stabis, härtere-Bremsbeläge und belederte Schalensitze ordern.

Weil das Auge mitfährt – aber eben nicht immer der Geldbeutel, hat Hyundai auch eins drunter aufgerüstet und sein "N-Line"-Angebot ausgedehnt. Da gibt’s dann zwar keine 275 PS oder mehr, kein adaptives Fahrwerk, keine Launch Control, keine Hochleistungsbremsen, keine Querstreben und kein Sperrdifferenzial – aber immerhin Sportlenkrad, Sportsitze, schwarzen Dachhimmel, Alu-Pedalerie, sonoren Sound sowie ein besseres Ansprechverhalten von Motor und Dämpfung.

Jüngster im Kreis der angeschärften Modelle ist der i10 N-Line (ab 18 317 Euro). Aggressive Nase, 16-Zöller, Diffusor-Heck und ein paar optische Finessen heben ihn ab von den Serienmodellen, die es schon für 10 713 Euro gibt. Und selbstverständlich wartet ein besonderer Motor. Exklusiv kommt ein Ein-Liter-Turbo mit 100 PS zum Einsatz – und der Dreizylinder treibt den Winzling hübsch flott voran. Zwar gäbe es auch noch einen Vierzylinder mit 84 PS, aber wenn schon, denn schon…

Zumal das Fahrwerk trotz des kurzen Radstandes erst spät an Grenzen stößt. Da vergisst man beinahe, dass man immer noch in einem Kleinwagen sitzt, dessen Geläuf eher die Stadt ist als der Rennkurs.

Wer dennoch wehmütig nach oben schielt, dem sei etwas Geduld empfohlen. Neben dem i30 wird es bald auch den i20 als angespitzte N-Vollversion geben. Die ersten Erlkönige fahren schon. Mit geschätzten 200 PS darf der sich der i20 N dann gegen Fiesta ST und Polo GTI behaupten. Nicht bloß optisch.