Eigener Inhalt Jaguar F-Type 300: Scharfe Kralle

Wolfgang Plank

Ein bisschen mutig muss man sein in diesen Tagen, weil Väterchen Frost eben erst vom Hof gejagt wurde und noch nicht gänzlich aufgeben will. Aber womöglich muss man sich ja einfach nur hartnäckig genug etwas schickes Zweisitziges vorstellen - dann klappt es vielleicht irgendwann auch mit dauerhaftem Frühlingswetter.

 
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Könnte sein, der neue Jaguar F-Type 300 wäre da ein guter Gedanke. Und zwar gleich aus drei Gründen. Weil er zum einen den klassischen Roadster verkörpert, zum anderen Downsizing voll im Trend liegt – und damit, drittens, die ganze Raubtier-Nummer ein klein wenig erschwinglicher wird. Zugegeben: Knappe 60 000 Euro sind ordentlich Geld für eine Einstiegs-Version – verglichen mit dem billigsten Top-Modell der Baureihe aber gerade mal die Hälfte. Das ist dann beinahe schon ein Schnäppchen.

Okay, man hat unter der schnittigen Haube dann auch keinen Fünf-Liter-V8 mit Kompressor, keine 550 PS und keinen Allradantrieb – dafür aber jede Menge Volant-Vergnügen direkt vom Erzeuger. Die 300 PS des quirligen Vierzylinders erlauben nämlich deutlich mehr Flottfahrt, als die meisten auf dem linken Sitz zu koordinieren überhaupt im Stande sind.

Immerhin schiebt der geschmeidige Acht-Stufen-Automat den F-Type 300 in 5,7 Sekunden auf Tempo 100. Das ist nicht mal eine halbe Sekunde mehr als der 340 PS starke V6 braucht. Auch auf den Vollgas-Unterschied von 250 zu 260 lässt sich getrost pfeifen. Und selbst bei diesem Motoren-Duell hat man locker noch ein fünfstelliges Sümmchen gespart.

Die dickeren F-Types mögen mehr Leistung haben, mehr Prestige, und womöglich mehr Eindruck beim Nachbarn machen – in Sachen Handling allerdings ist man mit dem 300er ganz vorne mit dabei. Heckantrieb, klug abgestimmtes Fahrwerk, große Bremse – schon zeigt auch die kleine Katze scharfe Krallen. Über ein wenig Erfahrung in Sachen Lastwechsel-Reaktionen sollte man allerdings verfügen, ehe man die versammelte Assistenz allzu leichtfertig beurlaubt.

Natürlich ist auch der F-Type 300 kein wirkliches Alltagsauto. Selbst wenn man am Mitteltunnel neben "Sport" auch "Normal" wählen kann. Das bringt einen zwar ansatzweise in die Nähe der 7,2 Liter Normverbrauch, das wahre Handicap liegt allerdings anderswo: große Tasche oder zwei Kleinköfferchen – schon ist voll unter der Ladeluke. Pech für echte Platzbraucher: Die müssen leider Kombi fahren. Der Zweisitzer ist einfach bloß zum Spaß da, für sonst nix. Apropos: Wer den bevorzugt unter strahlender Sonne sucht – für 7000 Euro Aufpreis kann man auch obdachlos unterwegs sein.

Ein bisschen Verzicht allerdings müssen die Einsteiger üben. Der Sound ist mit steigender Zylinderzahl halt doch ein brummigerer. Dafür darf man sich in schick seitenwangige Sportsitze schmiegen und an einem auf zehn Zoll vergrößerten Touchscreen freuen, der sich so auch im neuen Kompakt-SUV E-Pace findet. Bereits ab Werk hält der F-Type 300 die Spur und achtet auf Verkehrszeichen, auf Wunsch äugt er in tote Winkel und warnt vor Kollisionen.

Und wer dem Wetterwünschen doch nicht so ganz traut – macht nichts: Ein paar Monate Lieferzeit hat der F-Type 300 schließlich auch.