Da hilft im Übrigen auch die viel beschworene und doch nur halbherzig in Angriff genommene Elektrifizierung nicht. Auto bleibt Auto. Ein Wechsel des Betriebssystems von Sprit zu Strom mag die City-Luft atembarer machen, flüssiger wird Verkehr damit kein bisschen. Auch E-Mobile werden im Schnitt 23 von 24 Stunden am Tag Stehzeuge sein und Fläche brauchen, die für andere Dinge verloren ist. Für bezahlbaren Wohnraum zum Beispiel. Oder Kinderspielplätze.
Punktuelle Entlastung mag es geben. Durch Umstieg aufs Fahrrad zum Beispiel. Aber bei Regen oder mit zwei schweren Einkaufstaschen ist das keine echte Alternative. Doch angesichts drohender Fahrverbote will die Regierung nun sogar über kostenlosen Nahverkehr nachdenken. Noch weiß zwar keiner, wo das nötige Geld und vor allem die zusätzlichen Busse mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb so schnell herkommen sollen – aber zumindest mal ist es eine Idee, die bedenkenswert erscheint.
Besserung ist nämlich nur in Sicht, wenn die Zahl der Autos sinkt. Weil man sich eben nur bei Bedarf eines holt, zum Beispiel. Das mag Vielen noch ungewöhnlich erscheinen, weil es Jahrzehnte lang etwas wert war, ein eigenes Auto zu haben. Doch der Tag scheint nicht mehr fern, an dem man eher bucht denn besitzt. Die Jungen machen es jetzt schon so. Man spart sich Versicherung, Steuer, Reparaturen, Hauptuntersuchung und Parkgebühren. Stattdessen berechnen Algorithmen die Routen von Ruf-Taxis, so dass Wartezeit oder Umweg für den Einzelnen erträglich bleiben.
Blieben die – im Schnitt eher älteren – Menschen, die gar nicht online sind oder sein möchten. Sie wären durch derlei digitalisierte Systeme von der schönen neuen Zukunft der Mobilität großteils ausgeschlossen. Dabei bräuchten gerade sie die Vorteile des automatischen Transports. Weil sie oft gar keinen Führerschein haben, zu gebrechlich sind, um selbst zu fahren, schlicht kein Auto mehr haben – oder eben auf dem Land wohnen.
Es gibt so viel Wichtigeres als Maut.