Eigener Inhalt Kia: Alles Akku ist zu wenig

Wolfgang Plank
Das Ziel ist durchaus ambitioniert: Kia will weltweit einer der führenden Anbieter umweltfreundlicher Fahrzeuge werden. Und zwar auf breiter Front. Mit Strom, mit Wasserstoff - aber auch mit Verbesserungen am Verbrennungsmotor. Quelle: Unbekannt

Das Ziel ist durchaus ambitioniert: Kia will weltweit einer der führenden Anbieter umweltfreundlicher Fahrzeuge werden. Und zwar auf breiter Front. Mit Strom, mit Wasserstoff - aber auch mit Verbesserungen am Verbrennungsmotor.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Gerade dort, so glaubt man im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum, seien die Möglichkeiten längst nicht ausgeschöpft. Im Gegenteil: Deutschland-Chef Steffen Cost sieht die unterschiedlichen Konzepte noch für längere Zeit im Wettbewerb. Auch wenn man es in Deutschland erfolgreich geschafft habe, den Diesel "tot zu quatschen". Es gelte daher, technikoffen zu bleiben. Eine Mahnung, die man als offenen Seitenhieb auf VW-Chef Diess verstehen kann.

Cost nämlich hält den Triumphzug des E-Mobils keineswegs für ausgemacht. Auch wenn Kia mit e-Niro und e-Soul reine Stromer im Angebot hat. Beide schaffen um die 450 Kilometer – und damit deutlich mehr, als weit über 90 Prozent der deutschen Autofahrer täglich zurücklegen. Aber Cost weiß auch um das Dilemma. Mehr Reichweite heißt eben auch: größere Batterien und höhere Kosten. Womöglich nur, um einmal im Jahr in den Urlaub zu fahren. Da sei es doch klüger, für diese begrenzte Zeit einfach ein anderes Auto zu ordern.

Und so glaubt Cost mittelfristig an Hybriden. Klassisch stromunterstützt und damit dauerhaft sparsam – oder mit Batterie und Stecker und also lokal emissionsfrei. Warum? Bei den Zwittern liegt der deutsche Kia-Marktanteil drei Mal so hoch wie bei den konventionellen Autos. Das zeige deutlich, wo die Musik spielt.

Dieser Philosophie folgend hat Kia nicht nur die Hybrid-Versionen des Kia Niro aufgefrischt, Anfang kommenden Jahres schlägt auch im Kombi Ceed Sportswagon sowie im Crossover XCeed ein Doppelherz. Zu den 105 PS aus dem Motor mit Kolben gesellen sich 60 aus einem mit Wicklung. Macht in Kombination
141 PS, die über ein Sechs-Gang-Doppelkupplungsgetriebe an die Vorderräder gelangen. Das setzt Drehzahl deutlich schneller und präziser in Vortrieb um, als die im Hybrid-Segment verbreiteten stufenlosen CVT-Getriebe.

Obendrein kann die Automatik die volle Leistung von Verbrenner und E-Motor parallel übertragen. Mit einem maximalen Drehmoment von 265 Nm beschleunigt das Hybridsystem den Ceed Sportswagon in 10,8 Sekunden auf Tempo 100, der XCeed braucht für den Standard-Spurt nur zwei Zehntelsekunden länger. Die elektrische Reichweite liegt nach vorläufigen Messungen bei bis zu 60 Kilometern. Beide XCeed-Modelle verfügen über einen Sound-Generator, der bei niedrigem Tempo Fußgänger und Radfahrer warnt.

Parallel zum Ausbau seiner elektrifizierten Modelle beteiligt sich Kia zusammen mit Hyundai am Ladestationen-Projekt Ionity. Von 2021 an werden die E-Fahrzeuge beider Schwestermarken zudem mit 800-Volt-Systemen ausgestattet, um die maximale Ladeleistung von 350 Kilowatt, die das Ionity-Netzwerk bietet, voll ausschöpfen zu können. Damit lassen sich die Ladezeiten erheblich verkürzen.

Und so will Steffen Cost auch mit einem Vorurteil kräftig aufräumen: "Alternativer Antrieb bedeutet nicht Verzicht", sagt er. "Bei Kia gibt es keine nackten Autos." Der Mann hat Recht.