Eigener Inhalt Kia Ceed: Ein Hauch von Stinger

Wolfgang Plank

Es läuft gerade nicht schlecht für Kia. Vorbei die Zeiten, in denen man bei den drei Buchstaben an "irgendwas mit sieben Jahren Garantie" dachte. Das hat die Koreaner selbstbewusst werden lassen. Vor allem bei ihrem Deutschland-Bestseller. Der neue Ceed soll künftig Rad an Rad fahren mit dem Golf - dem König der Kompaktklasse.

 
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Dafür hat Kia nicht nur den umständlichen Apostroph des Vorgängers aus dem Namen gestrichen, sondern gleich den ganzen Auftritt glattgezogen. Für die dritte Generation hat das Team um Kreativ-Chef Peter Schreyer ganz besonders Blech gefältelt: inspiriert vom schnittigen Sportler Stinger, aber irgendwie auch massentauglich. Mit breiterer "Tigernase", größeren Lufteinlässen und ausnahmslos fünf Türen. Im Vergleich zum Vorgänger deutlich gefälliger – um nicht zu sagen golfiger.

Vorschub leisten zwei Turbo-Benziner (120 und 140 PS) sowie ein Sauger mit 100 PS – allesamt mit Partikelfilter. Der überaus leise Top-Motor überzeugt dabei nicht nur am besten, er ist auch Voraussetzung für das angenehm sortierende Sieben-Gang-DSG. Die beiden 1,6-Liter-Diesel mit SCR-Kat leisten 115 und 136 PS. Auch hier agiert der stärkere deutlich souveräner, dafür gibt’s DSG hier optional für beide.

Der Rat zum großen Benziner ist beinahe schon überflüssig. Gut die Hälfte wird ihn sowieso ordern. Schon weil Askese bei Kia-Kunden wenig verbreitet ist. 40 Prozent dürften die beiden am besten ausgestatteten Varianten wählen – für die Basisversion erwärmt sich gerade mal das eine Prozent strikter Komfort-Allergiker.

Denen allerdings entgeht viel. Etwa die beheizte Frontscheibe oder klimatisierte Vorder- und beheizbare Rücksitze. Vor allem aber die dem Golf ebenbürtige Sicherheitstechnik. So hält der Ceed nicht nur Tempo, Abstand und Spur, er fährt bis Tempo 130 sogar teilautonom – inklusive Stop and Go in der Kolonne. Obendrein beäugt er Querverkehr und tote Winkel – und bremst zur Not auch für Fußgänger.

Mit 4,31 Meter wahrt der Ceed die Länge seines Vorgängers und ebenso den Radstand, ist aber zwei Zentimeter breiter und flacher geworden. Für das Mehr an Platz sorgt ein kleiner Trick. Der Überhang vorne wurde um zwei Zentimeter verkürzt, hinten um zwei verlängert. Das bringt ordentlich Freiraum. Sogar hinten. Wenngleich man dort seine Beine ein bisschen an der B-Säule vorbeimogeln muss. Das Gros des Interieurs ist weich umschäumt, über der Konsole thront ein Sieben-Zoll-Touchscreen. Wer statt Leuten Lasten bewegt – das Gepäckfach fasst 395 Liter. Damit sind Opel Astra (370) und VW Golf (380) schon mal auf Abstand. Und mit umgeklappter Rücklehne packt der Ceed fast 1,3 Kubikmeter weg.

Die Federbeine schaffen einen erfreulich guten Spagat zwischen schick-straff und komfortabel. Flott manövriert erweist sich Kias Jüngster als überaus agil und drängt in zügig gefahrenen Kurven erst spät Richtung Tangente. Die Lenkung indes dürfte gerne mehr Rückmeldung vertragen.

Los geht’s ab diesem Wochenende bei 15 990 Euro, in den Genuss des 140-PS-Turbos kommt man ab 22 090 Euro – und für "Ceed mit allem" werden ab 32 790 Euro fällig. Womöglich lohnt sich aber auch ein wenig Geduld. Im September folgt der Kombi mit 600 Litern Laderaum sowie zum Jahresende ein schwungvoller Shooting-Brake. Zudem reicht Kia Triebwerke für Sparer und Sportler nach: unten einen Mildhybrid-Diesel mit 48-Volt-Unterstützung, oben einen GT mit geschätzt 200 PS.

Und wer bislang nicht daran gedacht hat – sieben Jahre Garantie gibt’s selbstverständlich auch.