Eigener Inhalt Kia Ceed GT: Der Pulstreiber

Wolfgang Plank

Locker lassen sie nicht bei Kia, das muss man ihnen bescheinigen. Nicht nur, dass sie binnen kurzer Zeit ihr altes Image aus "Irgendwas mit billig und sieben Jahren Garantie" abgestreift haben - immer nachdrücklicher fordern sie mit ihrem Deutschland-Bestseller explizit den König der Kompaktklasse heraus.

 
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Es begann harmlos. Für die dritte Generation des Ceed hatte das Team um Kreativ-Chef Peter Schreyer schickes Blech gefältelt: inspiriert vom schnittigen Sportler Stinger, aber eben auch massentauglich – um nicht zu sagen golfig. Schrägheck, Kombi, alles wie gehabt. Doch dann stellten die Koreaner als Variante drei plötzlich einen derart frisch-frechen ProCeed hin, dass einem die Augen übergingen. Trotzdem steht zu vermuten, dass der höherbeinige XCeed als Nummer vier dem schicken Mix aus Kombi und Coupé in Sachen Stückzahl den Rang abfahren wird. Der Trend halt…

Doch wer dem Golf wirklich ans Blech will, muss sich auch dem GTI stellen. Das tut Kia mit dem Ceed GT – allerdings ohne echten Wumms, wie man seit Corona neuerdings sagt. 204 PS aus 1,6 Litern sind 245 aus deren zwei zwar mehr als ebenbürtig, aber eben bloß rechnerisch.

Auf das epische Duell indes ist Kia gar nicht aus. Bei der Konzernschwester Hyundai läge ein solches Triebwerk schließlich im Regal. Der Kia Ceed GT soll vorrangig Spaß machen und ein wenig den Puls treiben. Gepflegte Leistung, bissige Bremsen, straffes Fahrwerk. Dazu ein steifes Chassis, gute Balance, präzise Lenkung und 18-Zöller mit ordentlich Grip. Alles zusammen ergibt, was man gutes Handling nennt.

Und so hat die Truppe um Albert Biermann ein Auto hingestellt, auf das Verlass ist. Vor allem, wenn man kein Profi ist. Mit willig gehorchendem Heck gegen Untersteuern und breitem Grenzbereich. Für den wohligen Schauer zwischendurch. Kein Wunder: Der jetzige Entwicklungschef war vorher verantwortlich für die Hochleistungs-Modelle der Koreaner.

Sportlich-traditionell verlangt ein Wagen wie der Ceed GT nach Handarbeit in der Mittelkonsole. Eigentlich. Hier nämlich ist die Automatik nicht die zweitbeste Lösung bei der Gangwahl. Ein Zahnrad-Paar mehr, dafür gut ein halber Liter Verbrauch weniger – das sind gewichtige Argumente. Und wem der Sinn gelegentlich nach Selbstsortierung steht, kann ja beherzt in die Wippen greifen. Der Klappenauspuff dankt sonor für derlei Engagement.

Und so cruist man dahin – unter schwarzem Himmel und eingefasst von gut konturiertem Sport-Gestühl. Derweil der Wagen über Abstand, Spur und Querverkehr wacht, zur Not selbsttätig bremst und im Stau den Chauffeur gibt. Sogar hinten hat’s ordentlich Freiraum. Wenngleich man dort seine Beine ein bisschen an der B-Säule vorbeimogeln muss. Aber wer mag bei einem sportlichen Auto schon in Reihe zwei sitzen?

Allerdings kann man im Kia Ceed GT auch fernöstlich gelassen unterwegs sein. Und sei es bloß, um in die Nähe des Normverbrauchs von 6,2 Litern (6,8 mit Schaltgetriebe) zu kommen. Wer statt Leuten Lasten bewegt – das Gepäckfach des 4,30-Meter-Flitzers fasst 395 Liter, mit flachgelegten Lehnen sind’s fast 1,3 Kubikmeter.

Mindestens 29 090 Euro kostet der Einstieg in den GT, der Doppelkuppler 2000 obendrauf. Dafür gibt’s Fahrspaß direkt vom Erzeuger – und natürlich sieben Jahre Garantie.