Eigener Inhalt Kia Stonic: Kecker Krabbler für kleine Kohle

Wolfgang Plank

Man mag den Trend beklatschen oder beweinen, fest steht: Wer hier zu Lande Autos verkaufen will, muss abenteuerlich Aussehendes im Portfolio haben. Ein paar Zentimeter mehr Bodenfreiheit, schwarz beplankte Radläufe, ein Hauch von Unterfahrschutz - läuft. Oder besser: fährt. Das Segment der Hochbeiner verzeichnet zweistellige Zuwachsraten.

 
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Vor allem die Kurzen werden immer öfter auf knackig getrimmt. Und da war es nur eine Frage der Zeit, wann auch Kia sein SUV-Programm nach unten abrunden würde. Ab heute steht mit dem 4,14 Meter messenden Stonic die jüngste Version der Koreaner in Sachen City-Eroberung im Schaufenster.

Und was für eine: Um das aus dem Schwester-Modell Rio bekannte Interieur hat das Team um Kreativ-Chef Peter Schreyer frisch-freches Blech gefältelt. Mit "Tigernase", einem Dach im Targa-Stil und auch sonst jeder Menge Schwung. Nur Allrad ist nicht im Angebot. Getriebene Räder wiegen nicht nur extra, sie kosten auch.

So taugt der kecke Krabbler zwar weniger für neben der Spur – dafür aber umso mehr für Leute, die gerne abseits eingefahrener Pfade unterwegs sind. Derart individuell war noch kein Kia. Mehr als 20 flippige Farb-Kombinationen mit abgesetztem Dach macht der Stonic möglich. Und nach biederen Lack-Tönen kann man lange suchen…

Trotz knapp kalkulierter Abmessungen sitzt man mit ordentlich Freiraum. Sogar hinten. Wenngleich man dort seine Beine ein bisschen an der B-Säule vorbeimogeln muss. Über der Konsole thront serienmäßig ein Sieben-Zoll-Touchscreen, auch sonst wirkt der Stonic alles andere als plastikbieder. Eine pfiffig genarbte Oberfläche lässt das Armaturenbrett aussehen, als sei es weich umschäumt. Wer statt Leuten auch mal Lasten bewegt – das Gepäckfach fasst 352 Liter, mit umgeklappter Rücklehne sind es 1155.

In Sachen Vortrieb ist der Ein-Liter-Turbo mit 120 PS allererste Wahl. Der schnattert zwar Dreizylinder-typisch, mobilisiert aber schon bei mittleren Drehzahlen ausreichend Kraft und sorgt mit dem präzise zu schaltenden Sechs-Gang-Getriebe für richtig Fahrspaß. Da kann allenfalls der 110 PS starke Diesel mithalten, der aber unter einem generellen Akzeptanz-Problem leiden dürfte. Zumal ein SCR-Kat erst nächstes Jahr verbaut wird. Die sonst noch orderbaren 1,2-Liter-Benziner (84 und 99 PS) richten sich an Käufer, die vorrangig diesseits des Ortsschildes agieren oder Entschleunigung zu den bevorzugten Kaufkriterien zählen. Plug-In ist nicht im Plan, einen Strom-unterstützten Mild-Hybrid indes kann man sich bei Kia vorstellen. Was ab Sommer 2018 sicher kommt, ist ein Sieben-Gang-DSG.

Das Fahrwerk ist erfreulich sportlich abgestimmt. Hier zahlt sich aus, dass der Stonic zwar Abstand zum Asphalt wahrt, trotzdem aber nicht zu hoch aufgeschossen daherkommt. Und weil sich mit tieferem Schwerpunkt nun mal besser trimmen lässt, erweist sich Kias Jüngster als höchst agil und drängt in bewusst zügig gefahrenen Kurven erst spät Richtung Tangente.

Die größte Überraschung aber wartet beim Preis: 15 790 Euro ruft Kia als Mindestgebot auf. Und das ist noch nicht mal eine Version für Komfort-Verächter. Selbst beim 120-PS-Motor kommt man mit 18 390 Euro davon, und noch unter 24 000 Euro gibt’s "Stonic mit allem". Der wärmt dann Sitz und Lenkrad, hält die Spur, beäugt Querverkehr und tote Winkel – und bremst zur Not auch für Fußgänger.

Vor allem aber gilt auch für den Stonic die Kia-Garantie von sieben Jahren (oder 150 000 Kilometer). Für so einen Kurzen ist das echt riesig.