Eigener Inhalt Klare Kante

Wolfgang Plank

Der Audi Q3 weiß jetzt, wo er hingehört. Optisch wie technisch. Die neue Generation ist ein Bekenntnis zum SUV.

 
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Wie das eben so ist. Man kann sich bedeckt halten, warten – auch lange. Aber irgendwann kommt der Moment, da muss man sich entscheiden. Links oder rechts, weichen oder stehen, hopp oder topp. So wie beim Audi Q3. Das alte Modell war ein zögerliches Auto. Auch wenn es sich ordentlich verkauft hat. Ein bisschen wulstig – und doch ohne Mut zum Offroad-Look; Luft nach unten – aber nicht hochbeinig; zu viel für Grazie – zu wenig für Wucht. Und eines war es ganz sicher nicht: ein Statement.

Der neue Q3 ist da aus anderem Blech gebogen: Erhaben, athletisch, klare Kante. Nichts Diffuses mehr, sondern eindeutig ein SUV. Ach was, ein rollendes Bekenntnis. Jedenfalls nach Ingolstädter Maßstäben.

Audis Jüngster macht einen auf Kniff. Das fängt bei der Front an, die endlich mal nicht nur ein schwarzes Loch unter breiter Haube ist, sondern ein achteckig geformter Grill. Noch immer nicht filigran, aber harmonisch eingepasst zwischen ebenso zackige LED-Scheinwerfer und Kühlöffnungen. Dazu eine kantige, aber im Bereich der Tür schick geschliffene Seitenlinie, die dem Q3 per Schattenspiel zu schicken dicken Backen verhilft und das schnittige Dach ins markige Heck überführt.

Klare Linien auch innen: Zwischen Cockpit und Konsole begegnet einem flachgezogen erneut des Buges Oktagon. Er umrahmt den Touchscreen, unter dem sich – wie schön – am Klima drehen lässt, ohne sich mühsam durch ein halbes Dutzend Untermenüs drücken zu müssen. Der Clou indes wartet mittig hinter dem Lenkrad und ist sogar Serie: das digitale Cockpit.

Vorne wie hinten sitzt man im 4,50 Meter langen Q3 überaus kommod. Mit reichlich Raum für Kopf und Knie und eher wie in einem Edel-Kombi auf Stelzen. Hinter die zweite Reihe passen 530 Liter Gepäck, schiebt man die variable Rückbank 15 Zentimeter nach vorne, sind es 675 – und mit umgeklappten Lehnen gar gute anderthalb Kubikmeter. Rückblickend betrachtet wird die Heckkamera zur klugen Wahl – es sei denn, man gönnt sich gleich Assistenz für die Lücke.

Die Motoren-Palette soll Herz und Verstand im Gleichklang bedienen. Zum Marktstart im November sind Vierzylinder beiderlei Gemischs im Angebot. Schon der kleine Benziner mit 1,5 Litern, 150 PS und Sieben-Gang-S-tronic bewegt den knapp 1,6 Tonnen schweren Q3 überraschend flott und selbst bergauf ohne nennenswerten Spaßverlust. In 9,2 Sekunden ist man auf Tempo 100 und hoch geht’s bis 207. Mehr braucht eigentlich kein Mensch. Nur auf Allrad muss man verzichten – für die meisten Städter aber sicher ein zu verkraftendes Manko.

Von zwei getriebenen Achsen und etwas mehr Höchstgeschwindigkeit abgesehen gibt es jedenfalls kaum einen triftigen Grund, den 230 PS starken und deutlich teureren Top-Benziner zu wählen, dessen nominelle Mehrleistung gegenüber dem Einstiegsmodell nicht gravierend spürbar wird. Dazwischen packt Audi fürs Erste noch eine weitere Zwei-Liter-Version mit 190 PS.

Der beste Kompromiss ist – auch wenn gerade wenig geliebt – der 150 PS starke Diesel, der für wunderbaren Vortrieb sorgt, vorerst allerdings nur in den Kombinationen Allrad/Handschaltung oder Frontantrieb/S-tronic zu haben ist. Gar nicht auszudenken, wie geschmeidig es vorangehen muss, wenn erst die 190-PS-Variante kommt. In einer Zukunft voller Spannung eher überraschend: Auf Vorsprung durch Elektrotechnik haben die Ingolstädter erst mal verzichtet.

In Sachen Fahrwerk dominiert schönes Wohlgefühl, ohne dass der Q3 in schnellen Kurven zu sehr aus dem Lot gerät. Wer 14 Zentimeter Bodenfreiheit ignorieren will und partout straffe Sportlichkeit sucht, muss die verstellbaren Dämpfer dazubestellen und die Fahr-Auswahl auf Stellung "Dynamic" arretieren. Dann allerdings sollte man sich auch die optionale Progressiv-Lenkung gönnen, die mit wachsendem Winkel direkter wird.

Sowohl bei den Assistenten wie beim Thema Konnektivität darf sich der Q3 großbrüderlicher Technik bedienen. Serienmäßig drängt er auf Spurtreue und wirft im Notfall selbst den Anker. Auf Wunsch hält er selbstständig Tempo und Abstand, späht in den Querverkehr, quält sich durch Staus, findet in Parklücken und auch wieder raus. Und in Sachen Konnektivität lässt es der Q3 selbstredend an nichts fehlen.

Los geht’s bei 33 500 Euro für den kleinen Benziner. Der Diesel kostet ab 35 900 Euro, das Top-Modell ab 43 800 Euro. Allerdings lässt sich für diese und jene Annehmlichkeit blitzschnell ein fünfstelliges Sümmchen obenauf investieren. Hoch hinaus hat eben seinen Preis.