Eigener Inhalt Maserati Ghibli D: Geölter Dreizack

Wolfgang Plank

Nein, mal eben unauffällig am Nachbarn vorbeimogeln geht leider nicht. Dieses Auto ist ein Bekenntnis. Optisch wie akustisch. Und so weiß die Umgebung vielleicht nicht auf den ersten Blick, womit genau man da unterwegs ist - ahnt dann aber ziemlich schnell, warum derart zügig.

 
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Im Zeichen des Dreizacks wird seit mehr als 100 Jahren aufregend Sportliches auf die Straße gebracht. Das gilt auch für den Ghibli. Und selbstverständlich schlägt darin ein italienisches Herz. Gefertigt üblicherweise bei den "Roten" im nahegelegenen Maranello. In einer "blauen" Abteilung, versteht sich – und ohne Ferrari-Schriftzug. Dass aber unter der langen Haube auch ein Selbstzünder von VM Motori Dienst tut, ist für viele doch eher ungewöhnlich.

Der Freude indes tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil: Mit 275 PS sorgt der Drei-Liter-V6 für standesgemäßen Vortrieb. Trotz 1,8 Tonnen geht’s in 6,3 Sekunden auf Landstraßentempo und hoch bis 250. An der Tanke indes macht der fünf Meter lange Diesel-Flachflitzer die deutlich bessere Figur als die Benzin-Brüder. Wenngleich man schon mit der Gemütsruhe eines romagnolischen Weinbauern gesegnet sein muss, um den offiziellen 7,5 Litern einigermaßen nahezukommen.

Die Kraft gelangt über eine schnell sortierende Acht-Stufen-Automatik klassisch nach hinten und sorgt dort per Differenzialsperre für ein druckvolles, aber nie giftiges Heck. Dank kluger Gewichtsverteilung und tiefem Schwerpunkt kann man mit dem Wüstenwind Ghibli tatsächlich einen ordentlichen Wirbel machen. Für einen echten Sturm indes dürfte die Lenkung durchaus direkter reagieren und stärker das Treiben der vorderen 19-Zöller erspüren lassen.

Erfreulich dagegen ist, dass sie es in Modena mit der Assistenz nicht übertreiben. Es gibt Helfer, die Spur und Abstand halten, in Querverkehr und tote Winkel spähen und zur Not selbstständig den Anker werfen. Davon mal abgesehen aber darf man im Ghibli gerne noch selbst fahren. In schicken Sitzen mit viel Seitenhalt und vor einem aufgeräumten Cockpit. Wie schön!

Alles andere ist dagegen durchaus reichlich: Lederausstattung, LED-Matrix-Licht, Fahrprogramm-Wahl und 8,4-Zoll-Touchscreen zum Beispiel. Dazu höchst auskömmliche 600 Liter Stauraum. Auf Wunsch kann man den Ghibli zum rollenden Hotspot hochrüsten oder zum Konzertsaal auf Rädern. Und aus der Vogelperspektive beobachten lässt er sich auch. Das ist vor allem praktisch, wenn man sich mit den großen Felgen dem Bordstein nähert.

Vor allem aber ist der Ghibli auch als Diesel ganz einfach ein Stück italienischer als viele Konkurrenten – und damit lässiger. Nur nicht beim Preis. Ab 69 300 Euro öffnen sich die Türen, mit etwas Schnick jedoch schafft man auch sechs Stellen. Ohne Aufpreis indes ist die Exklusivität. Einem Dreizack begegnet man eben nicht an jeder zweiten Kreuzung. Und einem geölten schon gar nicht.