Eigener Inhalt Opel Insignia GSi: Flottes Flaggschiff

Wolfgang Plank

Es tut wohl in turbulenten Tagen, wenn man sich glorreicher Zeiten erinnern kann. Umso mehr, wenn der Grund nicht bloßes Schwelgen in verblasstem Ruhm ist, sondern Rückbesinnung auf alte Stärken.

 
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Vor 40 Jahren ging sie zu Ende, die große Zeit im Zeichen des Blitzes. Weil Schluss war mit der KAD-Reihe. Klang schwer nach Eishockey und war tatsächlich so etwas wie der erste Sturm der Rüsselsheimer: Kapitän, Admiral, Diplomat. Legendäre Limousinen mit Hubräumen jenseits von 2,8 Litern. Im Juli 1977 lief das letzte Exemplar vom Band – und mit ihm verschwand Opel aus der Oberklasse.

Nun schielen sie wieder aufwärts an dem Ort, den sie das Herz von Opel nennen. Nach all dem Gezerre um den Verkauf an die Peugeot-Mutter PSA wollen sie in Rüsselsheim so etwas wie den Aufbruch wagen. Nicht ohne Grund stand der neue Insignia bei seiner Premiere nah beim alten Kapitän. Die Botschaft: Zu neuen Ufern mit einem neuen Flaggschiff.

Und dann gibt es da ja noch das Gütesiegel GSi. Erstmals zierte es die Sportlichsten bei Manta und Kadett 1984 – um mit Ende des Corsa D 2012 im Ruhestand zu dämmern. Jetzt also Comeback im Insignia. 260 PS haut der Zwei-Liter-Benziner per Acht-Stufen-Automat in den Antriebsstrang, 210 der Diesel. Ordentlich Vorschub leisten beide, der Hochverdichter sogar noch einen Tick geschmeidiger. Was kein Wunder ist bei 480 Nm Drehmoment, die schon knapp über Leerlauf anliegen.

Das wahre Vergnügen indes speist sich aus dem Allradantrieb – bislang eher nicht Kernkompetenz derer mit dem Blitz. Doch die Technik ist ein Meisterstück. Wieviel Kraft die Hinterräder aus dem Differenzial beziehen, darüber entscheidet je Seite eine elektrisch gesteuerte Lamellenkupplung. Der feine Kniff: Wo andere für besseres Einlenken das kurveninnere Rad bremsen, leitet der Insignia nach außen um. Wäre doch schade, das schöne Drehmoment in schnöde Wärme umzuwandeln.

Auch drum herum bleibt’s sportlich stimmig: das Fahrwerk straff und bodennah, die Lenkung präzise, die Bremsen bissig. Bestens platziert in Sitzschalen, deren Lehne an den drohend gespreizten Nackenschild der Kobra erinnert, stellt sich trotz fast fünf Metern Opel alsbald ein Gefühl ein, das mit "Geist des GSi" sicher nicht zu pathetisch beschrieben ist.

Ganz sicher Premium sind die LED-Matrix-Leuchten. Sie liefern bugwärts hellstes Licht – und schneiden klug aus, was blenden würde. Dazu sticht ein Fernlicht-Strahl bis zu 400 Meter gleißendes Weiß in die Nacht. Auch in Sachen Helfer ist der Insignia GSi gerüstet. Er hält auf Wunsch Abstand und Spur, äugt in den Querverkehr und zur Not bremst er auch.

Das Cockpit bleibt dank Touchscreen beinahe knopflos, und Wichtiges schickt der Insignia GSi vors Auge. Vor allem aber kann er einpacken. Bis 1665 Liter (Sports Tourer) verschwinden achtern – und zwar ohne störende Radkästen. Weil die Ladefläche gar zwei Meter in der Tiefe misst, ist sogar Sperriges kein Thema. Ein schlagkräftiges Argument, falls sich familienintern nur ein Kombi durchsetzen lassen sollte.

Kleiner Wermutstropfen: 46 595 Euro muss man mindestens anlegen. Die Limousine kostet 1000 Euro weniger. Man könnte natürlich auf den deutlich billigeren Corsa GSi warten, der in Bälde kommt – allerdings darf man sich im Insignia GSi eines echten Flaggschiffs Kapitän nennen. Mehr Hommage an Opel ist schwer möglich.