Eigener Inhalt Staat macht ernst: Abgas-Abrakadabra oder Stilllegung

Wolfgang Plank

In der Diesel-Affäre greift der Staat nun mit aller Härte durch. Nicht so sehr beim VW-Konzern, der mit einem eher bescheidenen Bußgeld davonkommt - umso mehr dafür bei den Fahrzeughaltern. In München und Hamburg haben die Behörden die ersten VW-Diesel mit manipulierter Abgas-Software zwangsweise stillgelegt. Die Besitzer hatten nicht auf die Aufforderung reagiert, ein Software-Update aufspielen zu lassen.

 
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Dass es soweit kommt, haben die Halter vorrangig Alexander Dobrindt zu verdanken – ehemals Chef im Bundesverkehrsministerium. Der nämlich hat zugelassen, dass VW seine Schummel-Software mit ein paar Mausklicks aus der Welt schaffen darf. Eine Art Abgas-Abrakadabra. Angeblich ohne Mehrverbrauch, angeblich ohne Minderleistung, angeblich ohne Risiko. Ganz einfach so.

Merkwürdig, dass diese wundersame Idee keinem einzigen unter all den klugen Ingenieuren eingefallen ist, die sich mit Entwicklung und Konstruktion von Motoren befassen.

Konnte auch nicht. Weil alles fauler Zauber ist. Im Verkehrsministerium kennt man noch nicht mal Details der Updates. Die nämlich darf VW als Betriebsgeheimnis für sich behalten. Wie üblich reicht der Politik mal wieder die treuherzige Versicherung des Konzerns, es habe schon alles seine Ordnung.

War eben deutlich einfacher, als die Wolfsburger zum nachträglichen Einbau von SCR-Katalysatoren zu vergattern. Als unnötig und rückwärtsgewandt hat die Kanzlerin derlei Forderungen ausdrücklich beschieden. Keinesfalls dürfe doch die Autoindustrie durch politische Maßnahmen irgendwie geschwächt werden.

Der Bürger indes gerne. Durch Fahrverbote, Wertverlust – und durch zwangsweise Eingriffe ins Motormanagement. Landauf landab hört, sieht und liest man als Folge des Updates von unrundem Lauf, Leistungsverlust, Öl-Verdünnung und versottenden Ventilen. Ist nicht verwunderlich: Der Motor ist schließlich für eine andere Art von Steuerung gebaut worden.

Garantieren dass das neu bespielte Triebwerk keinen Schaden nimmt, will weder VW noch die Regierung. Was dann doch argwöhnisch macht. Wenn die Abschaltung der Abgas-Reinigung doch nichts anderem dient als dem Schutz des Motors, und man die Abschaltung abschaltet …

Schlimmer noch: Die Obrigkeit zwingt Betroffene, den einzigen Beweis vernichten zu lassen, den sie gegen VW haben. Ausgerechnet von dem Laden, gegen den sie bis Jahresende womöglich noch vor Gericht ziehen.

Dabei wäre die Lösung einfach: Einstufung nach Euro 4 und die Differenz zur dann höheren Kfz-Steuer bei VW abbuchen. So würde gutgläubigen Käufern wenigstens einigermaßen Gerechtigkeit wiederfahren.

Allerdings hat das weder Herrn Dobrindt gekümmert noch Frau Merkel. Bliebe – der neue im Amt: Andreas Scheuer.