Wundern muss das alles nicht. Nach 130 Jahren mit Verbrennungsmotoren soll der Automobilbau sich jetzt bitte ganz schnell dahin entwickeln, wo er 1888 begonnen hat: Richtung Elektroantrieb. Das ist nicht Technikern eingefallen, sondern der Politik. Klimaziele in Gefahr? Feinstaub-Alarm? Fahrverbote? Also Tod dem Diesel und möglichst schnell her mit attraktiven Akku-Autos. Kein Auspuff – kein Problem.
Dabei haben Scharen von Psychologen längst untersucht, warum Menschen sich für ein E-Auto entscheiden – oder eben nicht. Die Antwort: Kauf und Besitz müssen einfach verlockend sein. In Norwegen zum Beispiel ist es die Aussicht auf immense Förderung, in London die freie Fahrt in die City, in China die einzige Chance, überhaupt ein Auto zulassen zu können.
Doch hierzulande ist es eben nicht sexy, ein E-Auto zu fahren. Oder cool. Oder irgendwas sonst Schönes. Schon weil die Infrastruktur nicht stimmt, dazu all das Kleinklein um Ladezeiten, Strompreise und Öko-Bilanz – und weil man für weniger Geld einen deutlich besseren Verbrenner bekäme.
Womöglich steht sich das Akku-Auto mit seiner rasanten Entwicklung selbst im Weg. Ständige Fortschritte bei der Zelltechnik, immer höhere Reichweiten – es ist ähnlich wie in den Anfangszeiten von Laptops oder Smartphones: Wer heute kauft, hat morgen schon was von vorgestern. Veraltet und vor allem unverkäuflich. Wer nur halbwegs klar im Kopf ist, wartet da lieber.
Und so funktioniert massenhafter Umstieg letztlich nur auf zweierlei Art: Entweder mit Anreizen – das hat die große Koalition schon mal fürchterlich an die Wand gefahren. Oder per Gesetz und festem Termin – doch dazu will sich das Kabinett Merkel IV nicht durchringen.
Dabei würde ein solches Szenario Verlässlichkeit schaffen. Für Hersteller, Stromnetz-Betreiber, Politik – und selbstverständlich die Bürger. Wer heute weiß, dass ab 2030 kein Verbrenner mehr vom Band läuft, kann sich darauf einstellen, ohne – wie etwa beim Diesel – massive Wertverluste erleiden zu müssen.
So oder so täuscht der fehlende Auspuff leider darüber hinweg, dass Gefährte mit Batterie eben nur dann umweltfreundlich unterwegs sind, wenn sie mit Strom aus Sonne oder Wind fahren. Aktuell aber stammen in Deutschland immer noch 40 Prozent dessen, was die Steckdosen verlässt, aus verfeuerter Kohle. Vornehmlich brauner. Und entscheidend grüner wird Strom in Deutschland auf absehbare Zeit nicht, weil der Zuwachs an erneuerbarer Energie vor allem den Rückgang an Atomstrom ausgleicht.
Es wäre höchste Zeit, Mobilität zur Chefsache zu erklären ...