Mittlerweile beschreiben diverse Studien das Phänomen der "Reichweiten-Angst" – all diese diffusen Bedenken, die uns beim E-Mobil so plagen: dass man nur begrenzte Strecken fahren kann; dass die Batterie irgendwo im Nirgendwo plötzlich leer sein könnte; vor allem aber, dass das Aufladen so furchtbar lange dauert. Fazit der Forscher: Selbst die beste Aufklärung hilft wenig. Erst wenn man ein Elektroauto tatsächlich gefahren und auch geladen hat, schwinden die typischen Vorbehalte.
Am meisten brächte eine funktionierende Infrastruktur die Idee voran. Doch die ist nun mal nicht Pflicht der Autobauer. Um das normale Tankstellen-Netz brauchen sie sich schließlich auch nicht zu kümmern. Ein vernünftiger Plan sähe so aus: Die Hersteller sorgen für erschwingliche Autos – Staat und Energieversorger für bezahlbaren Strom. Man muss es halt wollen.
Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass das geht. Norwegen, Niederlande, Frankreich, Großbritannien – überall gibt es mehr Ladestationen als ausgerechnet in dem Land, das die Merkel-Regierung zum Leitmarkt für Elektromobilität ausgerufen hat. Geht der Ausbau des Netzes ähnlich schleppend weiter, gibt es bis 2020 noch nicht einmal ein Fünftel der 70 000 Säulen, die Politik und Industrie vor Jahren schon als Zielwert ausgegeben haben.
Denn längst nicht jeder kann zuhause laden wie es die Werbefilmchen ausmalen, weil er in der Nähe seiner Wohnung noch nicht einmal einen Parkplatz findet. Und wer allabendlich die Kabeltrommel aus dem dritten Stock abrollen soll, dem ist so schnell auch kein E-Mobil schmackhaft zu machen.
Wie üblich hierzulande, kommt dann noch die Bürokratie dazu. Der bei japanischen Herstellern und auch sonst auf der Welt höchst gebräuchliche Chademo-Stecker zählt in Deutschland nicht einmal zum Mindeststandard. Hier wie in Europa stöpselt man Strom mit Mennekes, auch Typ 2 genannt. Das macht die Sache nicht einfacher. Zumal das ständige Hantieren mit Kabeln und Adaptern nervt. Erst recht bei schlechtem Wetter und im Winter. Und bis wir hier dereinst kommod über Induktionsplatten fahren können, wird vermutlich längst der Wasserstoff-Antrieb in Mode sein.
Bildunterschrift: Skeptischer Blick: Bundeskanzlerin Angela Merkel beäugt zusammen mit EnBW-Chef Frank Mastiaux den Stecker einer Ladestation.