Eigener Inhalt Touareg III: Durchzug trägt Anzug

Wolfgang Plank

Er ist der König des Kugelkopfes. Freund aller Ziehenden und Anhänglichen. Zu Hause da, wo Last kraftvoll und Leute komfortabel zu bewegen sind. Ein guter Captain Hook. Das soll der Touareg auch künftig bleiben, nur besser aussehen soll er dabei. In Peking präsentierte VW gestern die dritte Generation des stolzen Flaggschiffs. Und das nicht ohne Grund. Gehen doch die meisten Exemplare ins Reich der Mitte.

 
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Für die Wolfsburger ist der Touareg so etwas wie der Urmeter in Sachen Qualität. The One and Only mit dem Prädikat Premium. Es hat Versuche gegeben, ihm diesen Rang streitig zu machen. Der gescheitertste davon war der Phaeton. Mittlerweile scheinen sie sehr genau zu wissen, was sie an ihrem Dickschiff haben, das in zwei Baureihen seit 2002 mehr als eine Million Käufer gefunden hat. Auch nicht wenige Käuferinnen.

Und darum bringt das dritte Kapitel der Erfolgsgeschichte eben nicht nur Übliches aus dem Segment der Großen, Hochbeinigen und schwer Erschwinglichen – da will VW zeigen, wo’s langgeht. Technisch.

Mit 4,88 Metern und rund zwei Tonnen ist Touareg III. natürlich ein Schwergewicht. Auch optisch. Starke Linien, breite Schultern – und in der lotrechten Front stehen Grill und LED-Leuchten wie aus einem Stück. "Fälschungssicher" nennen sie das bei VW nicht ohne Stolz. Und trotz aller Wucht steht da ein mit Schwung inszenierter Wagen, zu dem man sehr wohl Abendgarderobe wählen kann. So wie das Auto: Bei VW trägt Durchzug ab sofort Anzug.

Mehr Anspruch auch innen. Komfort haben sie dem ehedem etwas rustikalen Touareg verordnet. Und nochmal Komfort. Kein Wunder also, dass der schönste Platz links vorne ist. In passgenauem Sitz, der auf Wunsch massiert und mit Blick auf ein Display im Breitwand-Format, zu dem das digitale 12-Zoll-Cockpit und der gewölbte 15-Zoll-Touchscreen (Serie: 9,2) unter gemeinsamem Glas verschmelzen. Opulenter Kommandostand für die Fahrt auf oder neben dem Asphalt. Nie war ein VW digitaler und besser mit der Außenwelt vernetzt.

Dazu der bewusste Kontrast handwerklich feinen Zierrats. Leder und Alu allenthalben, aber eben auch ein einteiliger Flügel aus offenporiger Esche, der sich über die gesamte Breite der Instrumententafel spannt.

Klassisches auch unter der Haube. Zum Markstart im Sommer gibt es einen V6-TDI, der aus drei Litern 286 PS schöpft und den Touareg zum sparsamsten Auto seiner Klasse machen soll. Später im Jahr folgt eine Version mit 231 PS – und für alle, die des Diesels Zukunft eher düster sehen, gibt es einen identisch großen Benziner mit 340 PS.

Zuerst für China geplant ist ein Plug-In-Hybrid mit 367 PS. Wann der auch nach Europa kommt, ist noch offen. Fest steht indes, dass VW 2019 die Palette um den V8-Diesel erweitert, der bereits in Audi Q7 und Bentley Bentayga Dienst tut, und aus der Tiefe seiner vier Liter Hubraum 421 PS anreicht – vor allem aber das gewaltige Drehmoment von 900 Nm.

Das passt gut zu den 3,5 Tonnen, die der Touareg auch als Komfort-SUV an den Haken nimmt. Immerhin liegt die aktuelle AHK-Quote in Deutschland bei 60 Prozent. Künftig schwenkt der Kugelkopf elektrisch aus- und ein, verriegelt aber zusätzlich mit einem Bolzen. Rückfahrkamera und Trailer-Assistenz nehmen obendrein jedem Rangiervorgang den Schrecken.

Auch in der üblichen Fahrtrichtung tut der Touareg alles für gepflegtes Fortkommen. Serienmäßig sortiert sich die Kraft über eine Acht-Gang-Automatik und landet über ein selbstsperrendes Mitteldifferenzial an beiden Achsen. Bis zu 70 Prozent vorne, maximal 80 Prozent hinten.

Auf Wunsch rollt der wuchtige Wolfsburger selbstverständlich luftgefedert, letzte Reserven in Sachen Kurvenfreude lassen sich mit der Allradlenkung heben, und gegen Aufpreis stemmt sich der Touareg mit Hilfe von zwischen die Stabilisatoren geschalteten 48-Volt-Motoren der Seitenneigung einfach entgegen. Sogar ohne zweites Bordnetz.

In Sachen Sicherheit wartet die größte Assistenten-Schar, die je in einen VW zugange war. Der Touareg sieht durch die Nacht, fährt teilautonom bis Tempo 60 und äugt in den Querverkehr. Dazu gibt es mit 1,27 mal 0,82 Meter die größte Überkopf-Verglasung der VW-Geschichte und das größte Head-up-Display. Auch für neben der Spur ist das Premium-SUV gerüstet. Gegen extremes Ungemach von unten hilft es ein spezielles Offroad-Paket mit Extra-Schutz für Motor, Kühler, Tank, Batterie und Boden.

Über die Preise darf noch spekuliert werden. Nicht so teuer wie bei der Konkurrenz, heißt es. Was nicht bedeutet, dass das Ganze billig wird…