Sollten wir allerdings ins Treten kommen, wäre ein kurzes Gedenken an Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn nur fair. Hätte der sich nicht vor gut 200 Jahren mit seiner Draisine öffentlich zum Gespött gemacht – womöglich gäbe es bis heute kein Mountainbike, kein Holland-Rad und auch keine Zeitfahr-Maschinen aus Carbon. Wer weiß, worauf wir stattdessen unterwegs wären?
So aber hockte sich der wackere Forstmeister am 12. Juni 1817 auf ein selbstgezimmertes Gefährt mit zwei Rädern und lief – wahlweise: rollte – von Mannheim zum etwa sieben Kilometer entfernten Schwetzinger Relaishaus und wieder zurück. Knapp eine Stunde brauchte er für die Strecke – ein Schnitt von etwa 15 Stundenkilometern. Damit war er schneller unterwegs als die Postkutsche.
Darauf gebracht hatte den pfiffigen Beamten übrigens eine Katastrophe. Keine mit Viren, sondern eine mit Asche. Ein verheerender Vulkanausbruch auf der indonesischen Insel Sumbawa verdunkelte damals den Himmel über Europa – und das Jahr 1816 wurde als "Achtzehnhundertunderfroren" berüchtigt. Es folgten Missernten, viele Pferde starben, weil es keinen Hafer mehr gab, und so kam ein Fortbewegungsmittel ohne Gäule wie gerufen.
Die neuesten Trends des Drais’schen Nachlasses hätte man übrigens in drei Wochen bei der VeloBerlin beäugen können. Hätte. Nie hat er besser gepasst, der Reim mit der Fahrradkette …