Eigener Inhalt Volvo C40: Der kleine Klare

Wolfgang Plank

Der Wagen ist eine Überraschung. Nicht in seiner Funktion. Volvo dachte schon in SUV, als der Trend noch kein richtiger war. Wohl aber in seiner Form: Kein geschrumpfter XC60 oder XC90 kommt da aus dem Norden, sondern der kleine Klare. Nicht ganz so licht wie die großen Brüder, aber beinahe so nobel. Vor allem die wuchtige C-Säule ist ein Blickfang. Leider in des Wortes doppelter Bedeutung. Rückblickend betrachtet wird die Welt im XC40 nämlich eng - und die Kamera zur guten Idee.

 
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Dafür bringt der junge Schwede eine Botschaft mit: das Bekenntnis zum Diesel. Samt SCR-Kat, versteht sich. Denn auf den Spross aus Torslanda hat die Ankündigung von Volvo-Boss Håkan Samuelson, ab 2019 keine neuen Modelle ohne Elektro-Hilfen mehr zu bauen, erst einmal keine Wirkung.

Erwärmen soll der Wagen mit einem Mix aus nordischer Kühle und bewusstem Understatement. Das beginnt bei der Außenansicht und endet beim Hochformat-Touchscreen über dem fast schalterlosen Cockpit. Der schwedische Weg war eben schon immer etwas Besonderes. Dazu müsste der XC40 an der Motorhaube gar nicht Schweden-Flagge zeigen.

An Platz herrscht im 4,40 Meter langen Wikinger-Schiffchen kein Mangel. Vorne sitzt man überaus kommod – und auch hinten, sofern man sich durch die etwas enge Luke gefädelt hat. Achtern finden 460 Liter Gepäck Platz, bei umgeklappter Lehne ist es knapp das Dreifache. Der sportlichen Familie wird’s reichen. Sperrgut kommt heutzutage schließlich frei Haus.

In Sachen Vortrieb bleibt Volvo seiner Idee vom kleinen Hubraum plus großem Gebläse treu. Zum Start am 8. März fährt Druckvolles vom oberen Ende vor: ein Benziner mit 247 PS (ab 46 100 Euro) und ein Diesel mit 190 PS (ab 44 800 Euro). Beide mit Acht-Stufen-Automat und – wie es sich für ein SUV gehört – Kraft an allen vier Rädern. Wobei der nominell unterlegene Selbstzünder deutlich souveräner zu Werke geht als der mit den Kerzen. Und erfreulicherweise erst weit oben von sich hören lässt.

Das Fahrwerk ist eher kommod getrimmt, weshalb der XC40 in schnellen Kurven selbst im Dynamik-Modus ein wenig zum Neigen neigt. Allerdings gibt es sportlich Straffe ja schon in hoher Zahl bei denen, die Weiß-Blau, Ringe oder Stern tragen. Obendrein bleiben so Federungsreserven, falls es – wider Erwarten – doch mal in tieferes Geläuf gehen sollte. Die Lenkung indes dürfte gerne direkter sein und auch mehr Widerstand entwickeln.

Apropos: Droht die Abdrift Richtung Gegenspur, greift der XC40 selbst ins Volant. Optional auch dann, wenn man beim Ausscheren den Totwinkel-Warner ignoriert. Und wenn’s per Bremse zum Vordermann nicht mehr reicht, weicht er aus. Der optionale "Pilot Assist" fährt – zeitlich begrenzt – bis Tempo 130 selbstständig und ohne ein Auto vor sich zu brauchen.

Auch an Pfiffiges haben die Nordmänner gedacht. In der Mittelkonsole hat ein Mülleimerchen seine Heimstatt gefunden, das Handschuhfach kann ein Täschchen an den Haken nehmen, der Frachtraum-Deckel versteckt sich im Untergrund – und bei Thor: In der Tür hat es Ablagen, die den Namen verdienen. Dass dafür Bassboxen ins Armaturenbrett wandern mussten – gut so. Kann man beim Aussteigen schon keine Gitter demolieren.

Das aber sind noch die preiswerten Accessoires. Anderes aus dem Katalog bringt schnell eine Fünf nach vorne. Auch darum schiebt Volvo noch im ersten Halbjahr 2018 einen XC40 mit Dreizylinder-Benziner (156 PS), handsortiertem Räderwerk und Frontantrieb (ab 31 350 Euro) nach. 2019 folgen ein 48-Volt-Mild-Hybrid plus ein Plug-In – und nicht vor 2020 der reine Stromer. Das Bekenntnis von Herrn Samuelson ist also durchaus relativ.

Bei unseren Recherchen erhalten wir Unterstützung von Herstellern und Agenturen. Dies hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Berichterstattung.