Eigener Inhalt Vor 110 Jahren: Ettore Bugatti baut sein erstes Auto

Wolfgang Plank

Selbstverständlich sollte er stark sein. Aber eben auch leicht und wendig. Als Ettore Bugatti 1908 mit der Entwicklung seines ersten Rennwagens beginnt, ist das ein völlig neuer Ansatz. Bisherige Fahrzeuge setzen auf bis zu zwölf Liter Hubraum bei hohem Gewicht. Der Type 10 bricht mit diesen überkommenen Regeln und wirkt damals wie ein Sportwagen aus der Zukunft.

 
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Ettore Bugatti, geboren 1881 in Mailand, konstruiert schon länger Fahrzeuge. Anfangs bei damals bekannten Marken wie De Dietrich und E.C.C Mathis, seit 1907 bei der Gasmotoren-Fabrik Deutz AG in Köln. Deutz will Anfang des Jahrhunderts Autos in Lizenz bauen, der noch junge Ettore Bugatti wird dafür Leiter der Produktionsabteilung.

In unmittelbarer Nähe der Fabrik bezieht Bugatti mit seiner Familie eine Villa in Köln-Mühlheim. Mit eigenen Mitarbeitern konstruiert er ab 1908 an einem eigenen, neuen Auto – nur die Rohmaterialien stammen von Deutz. Obwohl Bugatti seine eigene Firma erst später offiziell als Markenzeichen eintragen lässt, gilt der Type 10 als erster eigener Entwurf und damit als Geburtsstunde der Marke.

Anfang 1909 schließlich ist der "Pur Sang" (französisch: Vollblut) fertig. Mit 365 Kilo Gewicht und einem 1,2-Liter-Vierzylinder mit zehn PS beschleunigt der Zweisitzer auf bis zu Tempo 80. Die Technik war überaus modern: Motor mit obenliegender Nockenwelle, Kardanwelle statt des allgemein üblichen Kettenantriebs, dazu Blattfedern und Seilzugbremsen. Und: Bugatti achtete schon damals auf Ästhetik. Seine Wagen sollte nicht nur schnell sein, sondern auch schön.

Bugattis Type 10 gefällt auch Fachleuten. Als im September 1909 das französische Flieger-Ass Louis Blériot in Köln während einer Flugshow mit dem Type 10 fährt, ist er begeistert. Er beschwört Ettore Bugatti, das Auto in Serie zu produzieren.

Der sucht nach Geldgebern und macht sich Ende 1909 in Molsheim in einer stillgelegten Färberei selbstständig. Dort entwickelt er den Type 10 mit seiner Mannschaft weiter, nennt das modifizierte Auto Type 13 – und erstmals offiziell Bugatti. Der Vierzylinder mit nunmehr 1,4 Litern leistet 15 PS und ermöglicht eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 90 Stundenkilometern.

Doch dem Type 10 bleibt Ettore Bugatti treu, er denkt nicht ans Verkaufen. Noch 1939 dient der Wagen seiner Frau Barbara als Alltagsauto. Als die Deutschen im Zweiten Weltkrieg ins Elsass einmarschieren, nimmt Bugatti den Type 10 mit in seine Werft nach Bordeaux, wo er Speedboote konzipiert. Nach seinem Tod 1947 verwahrlost das Auto, bis es schließlich ein französischer Rennfahrer entdeckt, restauriert und an einen britischen Sammler verkauft. Der wiederum veräußert den Type 10 an eine private Sammlung in die USA, wo er noch heute zu sehen ist.