Eigener Inhalt Watt für die Zukunft?

Wolfgang Plank

Irgendwie wüsste man zu gerne, was nun werden soll in Sachen Auto. Mittelfristig zumindest. Groß angelegter Feinschliff im Hubkolbenmotor? Eher doch E-Mobile in Massen? Womöglich Erdgas als Alternative? Oder vielleicht gleich Wasserstoff? Ein Blick in den Vertrag der neuesten großen Koalition bringt da wenig Erhellendes. Die Elektro-Prämie für Taxis und leichte Nutzfahrzeuge soll erhöht werden, heißt es. Konkrete Summe? Fehlanzeige. Ach ja: Ein paar zusätzliche Ladestationen sollen auch noch gefördert werden. Das war’s. Chefsache Mobilität? Von wegen.

 
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Dass Schwarz-Rot ein klares Bekenntnis scheut, verwundert wenig. In einer früheren großen Koalition unter Angela Merkel wurde Deutschland schon mal als Leitmarkt für Elektromobilität ausgerufen, und wenig später verkündete die Kanzlerin gar vollmundig, spätestens 2020 würden auf den Straßen der Republik mindestens eine Million E-Autos fahren.

Wie wir wissen, ist aus dem großen Strom-Schlag von damals nicht mehr geworden als ein Kurzschluss. Seit knapp zwei Jahren gibt es die Elektro-Prämie und bewirkt hat sie – genau: nichts. Immerhin 1,2 Milliarden Euro pumpten die Regierenden an Steuergeld in den Fördertopf. Abgerufen jedoch haben Käufer bislang noch nicht einmal 200 Millionen. Mehr Desinteresse an staatlichem Zuschuss war selten.

Und stattdessen? Der Diesel schmutzt, das Akku-Auto lahmt – aber von Aufbruch in Sachen Mobilität keine Spur. Dabei wäre genau der genau dort dringend nötig. Bei Privathaushalten und in der Energiewirtschaft nämlich ist der Ausstoß an Treibhausgasen seit der Wiedervereinigung um rund ein Viertel zurückgegangen, in der Industrie sogar um mehr als ein Drittel – beim Straßenverkehr indes hat der CO2-Ausstoß um 23 Prozent zugelegt. Allen Bekenntnissen und Klima-Verträgen zum Trotz.

Aus Sicht der Politik muss hier also dringend ein schneller Erfolg her. Und genau aus diesem Grund hält Angela Merkel das E-Mobil offenbar auch für alternativlos. Und wer in eine emissionsfreie Zukunft steuern will, muss ja irgendwann losfahren – auch auf die Gefahr hin, dass Elektrofahrzeuge mittelfristig womöglich von Wasserstoff-Autos überholt werden. Nur täuscht der fehlende Auspuff leider darüber hinweg, dass Gefährte mit Batterie eben nur dann umweltfreundlich unterwegs sind, wenn sie mit Strom aus Sonne oder Wind fahren. Aktuell aber stammen in Deutschland immer noch 40 Prozent dessen, was die Steckdosen verlässt, aus verfeuerter Kohle. Vornehmlich brauner.

Und genau hier beginnt das zentrale Problem der gesamten E-Mobilität. Entscheidend grüner nämlich wird Strom in Deutschland auf absehbare Zeit nicht, hat das Umwelt- und Prognose-Institut UPI in Heidelberg ermittelt. Zwar steigt der ökologisch unbedenkliche Anteil am Energie-Mix seit Jahren – der Zuwachs gleicht aber vor allem den Rückgang an Atomstrom aus.

Die Abkehr von der Kernenergie mag aus Gründen der Sicherheit und wegen der Vermeidung ewig strahlender Altlasten ein Segen sein – dem Klima indes hilft sie kein bisschen, weil die CO2-intensiven Kohlekraftwerke unvermindert weiterlaufen. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Unterstellt man das derzeitige Tempo beim Ausbau alternativer Energien, so das UPI, wird die Stromerzeugung frühestens ab etwa 2035 spürbar klimafreundlicher.

Und so fällt die Öko-Bilanz des Elektroautos eben bei weitem nicht so brillant aus wie von Politik und Produzenten gerne erzählt wird. Auch weil bei der Herstellung zunächst deutlich mehr klimaschädliche Gase anfallen als bei herkömmlichen Fahrzeugen – und diese CO2-Schuld erst im Betrieb abgetragen werden muss, bevor sich ein Vorteil einstellt.

Jedenfalls in der Theorie. Tatsächlich jedoch entstanden 2016 laut Umweltbundesamt pro Kilowattstunde Strom im Schnitt rund 530 Gramm CO2. Bei zwischen 15 und 20 Kilowattstunden, die aktuelle E-Mobile im Schnitt auf 100 Kilometer verbrauchen, entspricht das umgerechnet einem CO2-Ausstoß zwischen 80 und 106 Gramm je Kilometer. Da besteht kein signifikanter Unterschied zu den 95 Gramm, die die EU bis 2021 als Flottengrenzwert für Verbrennungsmotoren festgelegt hat. Und für das Erreichen der Klimaschutz-Ziele von Paris reicht das schon mal gar nicht.

Nicht ohne Grund fordern daher immer mehr Fachleute die Einführung von Effizienzstandards für Elektroautos. Werde weiter so getan, als sei der Stromverbrauch letztlich irrelevant, wie es "Null-Emission" oder "Zero-Energy" suggerieren, heißt es, fehle jeder Anreiz, sparsame E-Mobile zu
bauen.

Streng genommen müsste man sogar noch einen Schritt weiter gehen und den Strom-Mix zur jeweiligen Tageszeit zugrunde legen. Elektroautos werden nämlich vorrangig über Nacht geladen. Und da hapert es bekanntlich ein wenig mit dem Solarstrom.