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Jeder fünfte Deutsche erkrankt ein Mal im Leben an einer Depression. Eine App soll jetzt rechtzeitig warnen

 
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Nachrichten wie die vom Freitod des "Linkin Park"-Sängers Chester Bennington bringen ein Tabuthema wieder in die Öffentlichkeit: Depressionen. In Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als fünf Millionen Menschen an einer depressiven Episode. Bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe spricht man sogar davon, dass jeder fünfte Bundesbürger ein Mal in seinem Leben davon betroffen ist. Dabei hat die Krankheit viele Gesichter: Antriebslosigkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen, Selbstzweifel und Ängste.

In den seltensten Fällen können sich Betroffene ohne Hilfe von außen von ihren negativen Gedanken befreien. Doch professionelle Hilfe ist stark nachgefragt. Auf Termine bei Fachärzten und Therapeuten wartet man nicht selten Monate. Wissenschaftler und IT-Spezialisten haben daher eine App entwickelt, mit der Erkrankte ihren Krankheitsverlauf selbst dokumentieren können. Die Arbeit am STEADY-System wird vom Bundesforschungsministerium mit fast zwei Millionen Euro gefördert. Das Ziel: Patienten rechtzeitig vor einer depressiven Phase warnen.

Dazu erfasst die App gesundheitsrelevante Daten des Probanden, wertet diese aus und schickt im Fall einer drohenden Depression eine Frühwarnung sowie Behandlungstipps heraus. STEADY arbeitet mit technischen Geräten wie Fitnessarmbändern oder Schrittzählern, die die körperliche Aktivität messen. Rutscht ein Patient erneut in eine depressive Phase, verändern sich diese Daten – das System schlägt Alarm. Doch auch der Nutzer selbst muss aktiv werden. Er ergänzt die Parameter durch eigene Angaben in einem Stimmungstagebuch. Außerdem ermittelt die App Schlafdauer und -rhythmus sowie das Kommunikationsverhalten des Erkrankten.

Um diese sensiblen Angaben vor einem Zugriff von außen zu schützen, werden sämtliche Daten verschlüsselt gesendet. Nur der Benutzer soll demnach darauf zugreifen können. Und – wenn eine Einwilligung vorliegt – gegebenenfalls der behandelnde Hausarzt.

Das dreijährige Forschungsprojekt läuft noch bis Ende 2019 an der Uniklinik in Leipzig. Dort nehmen Probanden teil, sie an einer unipolaren Depression leiden, das heißt, ihre Erkrankung tritt in Episoden auf und auch nicht im Wechsel mit manischen Phasen; zwischen den Episoden sind die symptomfrei. Ihnen soll die Technik helfen, einen bewussteren Blick auf ihre Krankheit und den eigenen Gesundheitszustand zu bekommen. Hilfe und Beratung vom Fachmann kann und soll die App jedoch nicht ersetzen.

Hier gibt’s Hilfe
2008 wurde die Stiftung Deutsche Depressionshilfe gegründet. Ihr Ziel ist es, einen wesentlichen Beitrag zur besseren Versorgung depressiv erkrankter Menschen und zur Reduktion der Zahl der Suizide in Deutschland zu leisten. Das Info-Telefon Depression ist kostenfrei erreichbar unter 0800/3344533 (Montag, Dienstag und Donnerstag von 13 bis 17 Uhr sowie Mittwoch und Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr).


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