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Die Wetter-App sagt Sonnenschein voraus und plötzlich schüttet es wie aus Eimern? Willkommen im Smartphone-Sommer 2019. Warum die Technik so oft daneben liegt

 
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Es sind die erfolgreichsten Apps weltweit und viele Menschen haben gleich mehrere davon gespeichert: Wetter-Apps. Die digitalen Wettervorhersagen gehören zur Grundausstattung eines Smartphones und sollen darüber informieren, ob in den nächsten Stunden ein Schauer droht oder die Grillfete am Wochenende problemlos im Garten steigen kann.

Doch gerade in diesem Sommer haben viele Nutzer das Gefühl, dass die Technik auffällig oft danebenliegt. Bei schönstem Sonnenschein zur Radtour aufgebrochen, schüttet es plötzlich wie aus Eimern. Oder umgekehrt: Wenn die App sagt, heute gibt’s Dauerregen, findet sich stundenlang kein Wölkchen am Himmel. Wer mehrere Apps gleichzeitig nutzt, der wird sogar bemerkt haben, dass je nach Anbieter unterschiedliche Vorhersagen für ein und denselben Ort gemacht werden. Aber woran liegt’s?

Grundsätzlich beziehen die Apps ihre Daten von unterschiedlichen Quellen. Das Amerikanische Wettermodell (Global Forecast System GFS) zum Beispiel kommt vom Nationalen Wetterdienst der Vereinigten Staaten. Dieser wiederum arbeitet mit mehr als 120 regionalen Büros in den USA zusammen und führt Daten zu Vorhersagen zusammen – allerdings liegt der Schwerpunkt in den USA darauf, vor Hurrikans zu warnen.

Auch für Europa gibt es ein Wettermodell. Das ECMWF (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) erstellt Vorhersagen bis zu 15 Tage in die Zukunft und ist global führend in der Vorhersagequalität, stellt aber nur wenige Parameter kostenfrei zur Verfügung. Wissenschaftler sehen in diesem Modell das vollständigste und zuverlässigste mit der besten Auflösung. Denn das Netz, das das ECMWF über den Globus gelegt hat, weist alle neun Kilometer einen Punkt aus, der Daten liefert. Beim nordamerikanischen Modell ist das zum Beispiel nur alle 25 Kilometer der Fall.

Und dann ist da noch das ICON-Modell, das der Deutsche Wetterdienst (DWD) verwendet und das vom DWD und dem Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie entwickelt wurde. Auch hier umspannt ein feines Netz aus kleinen Dreiecken den gesamten Globus. Die fast drei Millionen dreieckigen Gitterzellen entsprechen einer Maschenweite von 13 Kilometern. In jedem dieser Dreiecke gibt es zusätzlich 90 verschiedene Höhenlagen.

Wenn der Großrechner beim Deutschen Wetterdienst nun eine Sieben-Tage-Vorhersage berechnet, benötigt er dafür eine Stunde und produziert dabei 900 Gigabyte Daten. Denn für jeden Gitterpunkt auf der Welt werden unter anderem Luftdichte, Temperatur, Windgeschwindigkeit und -richtung, Regen, Schnee, Wasserdampf und Wolkenwasser berechnet – und das bis zu achtmal am Tag. Die Trefferquote des DWD liegt bei Vorhersagen für die nächsten 36 Stunden bei 92 Prozent.

Wer also mit seiner App nun bereits mehrfach ungeplant nass geworden ist, der sollte sich genau anschauen, woher die Anwendung ihre Daten bezieht. Denn die meisten Apps, die auf dem Smartphone bereits vorinstalliert sind, beziehen sich auf Daten aus den USA. Dort ist das Netz der Mess-Stationen aber ein ganz anderes. Wegen der Größe des Landes fallen Entfernungen von 100 oder 200 Kilometer viel weniger ins Gewicht als zum Beispiel im kleinteiligen Europa oder konkret in Deutschland. Hier können solche Distanzen schon einen riesigen Wetterunterschied ausmachen. Außerdem gibt es auch Anbieter, die ihre ganz eigenen Prognosen berechnen. Auch das kann dann für Europa ungenauer sein.

Und noch ein Tipp für alle jene, die ihre App vor allem wegen eines möglichen Regenschauers im Blick haben: In diesem Fall besser ein Regenradar installieren. Das zeigt nämlich ganz konkret die Ausbreitung von Regenwolken an und liefert damit eine bessere Aussage darüber, ob die Radtour innerhalb der nächsten 90 Minuten zum Wasserbad wird.

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