Eigener Inhalt Vorsicht, ansteckend!

Susann Winkel

Wer nicht aufpasst, der ist auf Instagram, Pinterest und Co. schnell infiziert. Mit Werbung. Schuld daran sind die Influencer.

 
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So geht das aber nicht! In den vergangenen Tagen sind beim Foto-Netzwerk Instagram reichlich viele Bilder mit Netzwelt-Promis und Coral-Plastikflaschen veröffentlicht worden. Das sah dann ungefähr so aus: Model Fiona Erdmann kniet von Kopf bis Fuß schlammbesudelt vor der Waschmaschine und hält Flüssig-Waschmittel ins Bild. Und Bachelor Sebastian Pannek sitzt gedankenverloren im Waschsalon auf dem Fußboden, neben ihm eine Flasche Coral Black. Sein Kommentar dazu: "Oft werde ich gefragt, was in meinem Kleiderschrank nicht fehlen darf. Schwarze Basic-Shirts! Gehen immer und zu allem. Dabei ist das Label egal, Hauptsache gute Qualität und die richtige Pflege!"

Und das sind längst nicht die absurdesten Veröffentlichungen unter dem Hashtag #coralliebtdeinekleidung. Es gibt noch die Varianten Promi mit Coral-Flasche vor einer Graffiti-Wand oder Promi auf Fahrrad mit Coral-Flasche und Blumensträußen im Korb. Was hier los ist, das ist für das Netzwerk-Publikum ziemlich offensichtlich: Der Hersteller Unilever hat eine Internet-Werbekampagne mit sogenannten Influencern initiiert. Das sind Online-Bekanntheiten, die so viele Anhänger um sich scharen, dass sie Trends beeinflussen (englisch: to influence) können. Die Influencer lassen sich dafür bezahlen, auf bestimmte Produkte aufmerksam zu machen. Ein Geheimnis ist das nicht, es sollte nur nicht so platt geschehen wie mit den Coral-Flaschen. Zu denen es mittlerweile übrigens auch wunderbare Foto-Parodien gibt.

Marketing mit Meinungsmachern oder Multiplikatoren ist selbstverständlich nichts Neues, man denke nur an Thomas Gottschalk und seine Gummibärchen. Bei den Influencern kommt aber noch eine andere Qualität hinzu. Bei ihnen soll Werbung nicht wie Werbung wirken, sondern wie eine persönliche Empfehlung eines guten Bekannten. Um authentisch zu erscheinen, geben Influencer nicht wenig von ihrem Privatleben preis, das oft höchst professionell und mit immensem Aufwand und Fleiß vor der Kamera inszeniert wird.

Damit lässt sich – ja nach Reichweite des Online-Auftritts und nach Aktivität der eigenen Fangemeinde – durchaus etwas verdienen. Zum Haupteinkommen reicht es allerdings nur bei den wenigsten Influencern. Und die Netzgemeinde ist launisch. Fühlt sie sich nicht mehr inspiriert, sondern plump mit Werbung infiziert, dann kündigt sie dem Influencer auch schnell einmal die Freundschaft.

Richtig werben
Die Produktvorstellung durch Influencer mag spielerisch daherkommen, ist aber Werbung und muss auch entsprechend gekennzeichnet werden. Fehlen Hinweise wie "Werbung" oder "Anzeige" bei Bilder-Posts, YouTube-Videos oder Blog-Einträgen, drohen Abmahnungen und Unterlassungserklärungen. Vorsicht: Liegen die Einkünfte als Influencer höher als 410 Euro im Jahr, fallen auch Steuern an. Werden diese nicht abgeführt, liegt eine Steuerhinterziehung vor – für die Finanzbehörden nicht einmal allzu umständliche Recherchen anstellen müssen. Es ist ja alles auf Instagram, Pinterest und Co. dokumentiert.