Eigener Inhalt Hinter den Kulissen

Wolfgang Plank
Pflege für einen Leinwand-Liebling: Maskenbildnerin Ina-Maria Charanza restauriert im Filmpark Babelsberg den originalen "Steinbeiser-Vater" aus dem Kinofilm "Die Unendliche Geschichte Teil III". Quelle: Unbekannt

In Babelsberg kann man sehen, was die Kamera nicht sieht. Ein paar Illusionen gehen aber verloren ...

 
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Wie das so ist in einem Traum: überall pure Illusion. Nichts ist, wie es scheint. Am Ende war alles bloß Einbildung. Und was anderes sollte für eine Fabrik gelten, in der sie Träume produzieren? Wo das entsteht, was später unsere Vorstellungskraft beflügelt, unsere Fantasie anregt, unsere Gefühle packt. Und wo mitten in all dem Glamour ein nüchterner Grundsatz gilt: dass vorne das Bild stimmen muss, der Dialog, die Handlung. Da, wo eben die Kamera steht – und später das Auge des Betrachters ruht.

Aber welche Choreografie läuft da eigentlich? Und mit welcher Regie? Was tut sich im Wortsinn hinter den Kulissen? Mit welcher Schnelligkeit, welchem Aufwand, welcher Raffinesse? Wer sorgt wie dafür, dass der Laden läuft?

Womöglich ist auch das ja mehr wert als nur einen Blick. Einfach mal dahin zu schauen, wo es nicht funkeln muss, sondern funktionieren. Szene für Szene, Einstellung für Einstellung. Wo Requisiten platziert, Mikrofone justiert und Kameras in Position gebracht werden. Wo fleißige Helfer Kabel rollen, Skripte blättern und Schauspielern die Nase pudern. Wo Namenlose sich vom Balkon stürzen oder vors Auto laufen, damit die Stars sich nicht die Knochen brechen.

Und wo könnte man derlei besser begutachten als in Europas größtem Filmstudio in Potsdam-Babelsberg? Seit mehr als 100 Jahren wird dort gedreht. Hier entstanden Klassiker wie "Metropolis" oder "Der blaue Engel", zu DDR-Zeiten "Die Legende von Paul und Paula", "Spur der Steine" oder "Jakob der Lügner" und später Blockbuster wie "Das Bourne Ultimatum", "Operation Walküre" oder "Inglourious Basterds".

Gut zu Fuß sollte man schon sein, um all das Sehenswerte zu besichtigen: das originale GZSZ-Außenset zum Beispiel. Jenen Straßenzug aus Deutschlands erfolgreichster täglicher Serie. Für einen Besuch beim Glücksdrachen Fuchur aus "Die unendliche Geschichte" oder im originalen Bauwagen aus der ZDF-Sendereihe "Löwenzahn".

Wer Glück hat, bekommt in einer Führung noch weit mehr zu sehen. Die Schneiderei etwa, wo genäht wird, was später glitzert. Die Werkstatt der Bühnenbildner, in der aus Styropor, Pappmaschee, Gips und sehr viel Farbe eine kleine, neue Welt entsteht. Oder all die Seilwinden, Rollen und Hydraulikzylinder, die heben und schweben lassen. Die Wände verschieben und Ebenen formen. Und all die Scheinwerfer, die die Handlung ins rechte Licht setzen.

Wer mehr auf Action steht, sollte sich Richtung Vulkan aufmachen. Im Inneren kann man hautnah miterleben, wie eine richtige Stunt-Crew zu Werke geht, die inmitten von Explosionen, Feuer, driftenden Autos und herabstürzenden Kulissen einen actionreichen Kampf zwischen Gut und Böse ausficht.

Zu viel Krawall? Dann ab zu einer Bootsfahrt durch Janoschs Traumland – oder ein paar Trambahn-Stationen weiter in die Beschaulichkeit des Filmmuseums im Marstall des Potsdamer Stadtschlosses. Dort finden sich Modelle, Requisiten, Kostüme, aber auch jede Menge Plakate, Programme und Filmpreise.

Jedenfalls weiß man anschließend ziemlich genau, wie es da zugeht, wo die Kamera nicht hinschaut. Doch Vorsicht: Ganz ohne Folgen bleibt ein solcher Besuch hinter den Kulissen nicht. Mindestens ist man um die eine oder andere Illusion ärmer.

Geöffnet vom 8. April bis 5. November, ab 10 Uhr

Besuchereingang: Großbeerenstraße 200,
14482 Potsdam-Babelsberg

Eintritt:
22 Euro pro Person (Erwachsene)
15 Euro Kinder (4 – 16 Jahre)

Familienkarte 65 Euro (zwei Erwachsene, bis zu drei Kinder 4 – 16 Jahre)