Ihr Album „Wohlfühlgarantie“ bietet eine Mixtur aus Schlager, Pop, Dance, Latin, Electro und sogar Rock. Sind Sie angetreten, den Schlager zu entstauben?
Absolut! Wenn ich etwas kann, dann ist es entstauben. Mein Album hat auch viele Pop-Elemente, aber was die Melodieführung und die Sprache betrifft, ist es immer noch der Schlager, wie man ihn kennt. Ich lebe den Schlager, was aber nicht bedeutet, dass ich nicht mit der Zeit gehe.
Ihr Album heißt „Wohlfühlgarantie“. Möchten Sie Musik machen, die eine behagliche Stimmung verbreitet?
Ich möchte Musik machen, die den Leuten Energie gibt, die sie motiviert und dazu antreibt, ihren Weg zu gehen. Auf meiner Platte sind auch nachdenkliche Songs wie „Sie“. Er erinnert uns daran, dass wir nur eine kurze Zeit zur Verfügung haben, um zu leben.
Wie kam es zu dem wütenden Trennungslied „Ich denk nur noch an mich“?
Ja, das Leben inspiriert! Wenn ich darüber spreche, merke ich, dass ich damit gar nicht alleine bin. Es gibt viele Menschen, die diese Erfahrung mit mir teilen. Ich hoffe, ich kann ihnen Mut machen, wieder aufzustehen und an sich zu denken. Wenn du merkst, dass dir ein Mensch nicht gut tut und dich runterzieht, musst du auf dich schauen und deinen eigenen Weg gehen, um wieder auf die Beine zu kommen.
Halten Sie jetzt Abstand von Womanizern?
Das Gute am Älterwerden ist, dass man gewisse Dinge definitiv sein lässt. Wenn ich merke, jemand tut mir nicht gut, dann streiche ich ihn rigoros aus meinem Leben. Denn es tut ja immer noch weh, auch wenn die Beziehung längst beendet ist.
Ist das Schreiben von Liedern ein Mittel gegen den Trennungsschmerz?
Ich finde es schön, Songs zu schreiben über Dinge, die ich erlebt habe oder die mich beschäftigen. Das ist schon eine Form von Verarbeitung, aber auch ein Mutmacher für andere.
Singen hat angeblich etwas Therapeutisches.
Ehrlich? Deswegen geht es mir wahrscheinlich immer so gut! Es ist schon so, dass ich in Songs gewisse Sachen verarbeite. Ich suche ganz bewusst Songs aus, die mir gut tun und so geht es mir dann auch auf der Bühne. Ich bin auch eine Frau, die gerne mal die Nacht zum Tag macht. Ich frage mich jede Nacht „Was geht ab“, ganz besonders auf der Bühne.
Gibt es eigentlich männliche Groupies?
Ja, die gibt’s in beiden Richtungen und allen Altersklassen. Anstelle von Groupies nenne ich sie lieber „große Fans“. Das sind sehr treue Fans!
Die Schlagerbranche wird als „Haifischbecken“ bezeichnet. Wie überlebt man in einem Haifischbecken?
Ich glaube, wer schwimmen kann, kann sich in jedem Becken bewegen. Ob da Haifische drin sind oder nicht. Ich habe die Schlagerbranche nicht als Haifischbecken erlebt, sondern als eine Branche, die sehr viel von einem abfordert. Musikalisch, aber auch medientechnisch. Mich hat diese Branche gelehrt, mir selbst treu zu bleiben und auf mich zu achten.
Was braucht man neben einer guten Stimme, um in der Schlagerbranche Karriere zu machen?
Sehr viel Ausdauer und ein professionelles, fürsorgliches und zielorientiertes Team. Ein gesundes Selbstvertrauen und Selbstkritik. Die Zweifel dürfen nie überwiegen gegenüber dem Glauben an sich selbst.
Haben Sie je an sich gezweifelt?
Ich habe mir anfangs viele Gedanken gemacht, ob ich es wirklich schaffen kann, von der Musik zu leben. Es gab schon Momente, in denen ich unsicher war, wie ich meine Miete bezahlen soll. Aber es war immer mein Traum, von der Musik zu leben und nicht arbeiten zu gehen, um singen zu können. Da gab es schon mal Zweifel, aber mein Glaube, es zu schaffen, war stärker.
Ans Aufgeben haben Sie nie gedacht?
Nein, das ist mein Naturell: Ich sehe jede Niederlage als Ansporn, weiterzumachen. Ich lebe nach dem Motto: „Hinfallen ist keine Schande, nur liegen bleiben“. Aus Rückschlägen habe ich viel mehr gelernt als aus Erfolgen.
Was war solch ein schwieriger Moment in Ihrer Karriere?
Wenn ich gemerkt habe, dass ich nicht das Beste vom Besten abliefert habe. Wenn deine eigene Samstagabendshow nicht mehr weiter geführt wird, ist das kein schöner Moment. Wir wurden mit den besten Shows verglichen, haben aber nicht die gewünschten Quoten erreicht. Aber letztendlich hat mich diese Erfahrung dazu angetrieben, noch mal etwas Neues zu wagen.
Für die Teilnahme an der Action-Show „Ninja Warrior“ haben Sie voriges Jahr hart trainiert und präsentieren sich nun als Sportskanone. Ist das die neue Beatrice Egli?
Das war eine Grenzerfahrung, die ich ehrlich gesagt sehr genossen habe. Ich bin vorher nie an körperliche Limits gekommen, weil es auch nicht nötig war. Aber ich dachte, für Kinder in Not wäre das gut. Wenn ich etwas anpacke, dann gebe ich alles. Seitdem hat mich das Sportfieber gepackt.
Wird sich das auf Ihre Konzerte auswirken?
Also, ich werde nicht über die Köpf des Publikums klettern oder mich von einem zum anderen schwingen! Aber ich glaube, dass man durch sportliche Aktivität mental viel stärker wird. Und für meine Tournee muss ich sowieso topfit sein, um in allen 30 Städten die volle Power geben zu können.
Bei der Aufzeichnung der neuesten Ausgabe der Show „Ninja Warrior“ haben Sie sich so sehr verletzt, dass Sie anschließend Krücken brauchten. Scheuen Sie kein Risiko, wenn es um Ihren Beruf geht?
Wenn ich zu etwas Ja sage, dann gebe ich immer alles und scheue keinen Aufwand. Es war ein hartes Training, und ich kam nicht mit einem blauen Auge, aber mit zwei blauen Knien und einer starken Prellung davon. Es war sehr schmerzhaft, da ich im Wasser mit beiden Knien auf dem Boden geknallt bin. Doch zum Glück war ich nach ein paar Tagen wieder auf beiden Beinen bzw. Knien unterwegs. Für Kinder in Not stecke ich diesen Schmerz weg.
Wie bereiten Sie sich auf einen großen Auftritt vor?
Das ist bei mir sehr unterschiedlich. Es gibt Tage, da muss ich mich enorm hochpuschen, weil ich fast schon zu entspannt bin. Und es gibt Tage, da bin ich extrem hibbelig und nervös und weiß nicht, wohin mit mir. Zum Glück arbeite ich mit meinen engsten Partnern schon ein halbes Jahrzehnt zusammen. Die können mich sehr gut lesen und wissen genau, wie man mich hochpuschen bzw. beruhigen kann.
Trinken Sie vor jedem Auftritt ein Glas Sekt?
Nein! Das wäre sehr schlecht, ich trinke nämlich gar keinen Alkohol.
Wie feiern Sie Erfolge?
Ich feiere, indem ich mit den Menschen zusammen bin, die für den Erfolg mit verantwortlich sind. Mit guter Musik, Tanz und gutem Essen!
Ist es wahr, dass Künstler immer nur am arbeiten sind?
Ja. Ich gehe oft mit Gedanken an die Arbeit ins Bett, wenn ich zum Beispiel an einem Album arbeite. Bei Einsingen dieser Platte habe ich die Songs nächtelang weiter geträumt. Ich bin selbständig. Das heißt nichts anderes, als selbst und ständig zu arbeiten.
Ein Sänger ist auf der Bühne der Mittelpunkt der Welt, aber wenn sein Lied verklungen ist, dann ist er nichts mehr. Muss man jeden Glücksmoment mit einem traurigen Moment bezahlen?
Ich bin jemand, der sich während eines Auftritts so auspowert, dass er danach eigentlich die Ruhe genießt. Ich habe überhaupt kein Problem damit, die Tür zu schließen und mich ins Bett zu legen. Ich brauche die Ruhe und das Alleinsein genauso wie das Austoben. Der Song „Verliebt, verlobt, verflixt nochmal“ beschreibt sehr genau mein Liebesleben. Ich habe versucht, in einer Beziehung zu sein und gemerkt, es tut mir auch gut. Aber ich brauche auch das Alleinesein. Ich bin so viel unterwegs, ich lebe ein so intensives Leben, dass ich mich nach Stille sehne. Ich will niemanden enttäuschen, wenn ich nicht nach Hause komme. Freiheit bedeutet für mich, dieses Leben und diese Musik auszuleben, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil zuhause jemand schon wochenlang auf mich wartet. Freiheit bedeutet für mich nicht, viele Männer zu haben.
Lassen sich Partnerschaft und Karriere miteinander vereinbaren?
Ich glaube, sie lassen sich sehr gut miteinander vereinbaren. Aber ich kann es zum jetzigen Zeitpunkt nicht, dafür liebe ich meine Freiheit zu sehr. Vielleicht kommt der Moment ja noch, wo ich mich darauf freue, dass ein Mann da ist, wenn ich nach Hause komme. Es muss sich aber auch richtig anfühlen, nach Hause zu kommen, erschöpft zu sein und in diese Arme zu fallen. Dazu kam es bei mir nicht, deswegen gibt es jetzt den Song „Verliebt, verlobt, verflixt nochmal“.
Müsste Ihr idealer Partner auch Künstler sein?
Kann gut sein. Und gleichzeitig wäre er dann auch so viel unterwegs wie ich, da sieht man sich ja gar nicht mehr. Das Wichtigste wäre, dass er selbst im Leben etwas hat, dass er so liebt wie ich die Musik. Denn dann würde er mich verstehen.
Waren Sie schon mal in einen anderen Künstler verknallt?
Ja, ich war in Jan Smit verknallt. Er war mit 12 ein Kinderstar und sang mit beim Grand Prix der Volksmusik. Er war damals der einzige Teenie-Schlagersänger. Heute bin ich von Ed Sheeran begeistert. Welche Frau ist das nicht! Er hat eine tolle Ausstrahlung und kommt gar nicht so sehr als Schönling rüber. Darauf stehen Frauen viel mehr als auf diese aalglatten Typen. Leider sind wir uns nie begegnet.
Sie werden am 21. Juni 30 Jahre alt. Haben Sie schon mit der Planung für die Party begonnen?
Ich feiere mein 30. Lebensjahr das ganze Jahr über. Ein Tag ist dafür viel zu wenig. Deswegen habe ich zusammen mit meinen Freunden viele Partys, Abende und Städtereisen geplant.
Was gibt Ihrem Leben einen Sinn?
Die Musik ist meine große Liebe und der Sinn meines Lebens. Sie ist die beständigste Liebe, die ich bisher erlebt habe. Sie fordert mich heraus und sie beruhigt mich. Sie hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin.
Beatrice Egli auf Tour
Die Schlagersängerin geht auf „Wohlfühlgarantie“-Tour und tritt am 8. November um 19 Uhr in der Meistersingerhalle in Nürnberg auf. Karten dafür gibt es im Ticketshop unserer Zeitung.